So temperamentvoll, lustig und umwerfend war der Start in eine neue Theatersaison noch nie. Dabei ging eigentlich alles schief, was nur schief gehen kann. Der entlaufene Hund Winston wird gesucht, eine Dame aus dem Publikum muss beim Kulissenaufbau helfen, weil sonst schon vor dem Beginn alles zusammenbricht, und der Regisseur der Amateurtheatergruppe tritt vor den Vorhang, um etwas nervös in die Situation und den Krimi einzuführen.
Im britischen Original heißt dieses Stück "The Play That Goes Wrong". Und den Autoren Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields ist ein großer Wurf gelungen. Sie haben ein krachend komisches Theater-im-Theater-Spiel erfunden, eine Nonstop-Nonsens-Revue erdacht und eine paradiesische Vorlage für Vollblutschauspieler geliefert. Alle acht Superprofis (Ines Arndt, Arzu Ermen, Martin Armknecht, Stefan Schneider, Steffen Wilhelm, Wolff von Lindenau, Dirk Waanders, Ivan Robert) brillieren mit Slapstick am laufenden Band.
Regisseur Professor Claus Helmer gibt seinen Segen dazu. Er führt seine Leute an der langen Leine, fordert viel Mut zur Komik und fördert die individuelle komische Seite seiner Spieler. Die schießen pro Minute gefühlte zwanzig Gags ins Publikum, das sich bei diesem britischen Krimi vor Lachen kringelt.
Dabei bietet der Stoff alle Klischees, die das Genre erlaubt: einen etwas verstaubten Salon mit Standuhr, Chaiselongue und Kamin, mit Bibliotheksdrehtür und wackeligem Arbeitszimmerpodest (tolles Bühnenbild von Steven Koop). Dazu einen Inspektor, einen Gärtner, einen Butler, eine verführerische Verlobte nebst Bruder und Liebhaber - und natürlich eine Leiche. Diese muss unbedingt zur genaueren Untersuchung abtransportiert werden. Was passiert? Die Trage reißt, der "Tote", robbt selbstständig von der Bühne, um die peinliche Situation zu retten.
Die Zutaten sind perfekt, der Ideenreichtum unglaublich, der Witz und die Situationskomik umwerfend, das Timing tadellos. Die meisten Gags sind visueller Natur, verlangen von den Darstellern geradezu artistische Fähigkeiten, wenn der Boden unter den Füßen in Schräglage rutscht oder gar zusammenbricht, die Tür zum K.-o.-Schlag ausholt oder die Bewusstlose über die Fensterbrüstung gezerrt wird. Das Bühnenbild zerfällt mehr und mehr, um am Ende total in Trümmern zu liegen. Schlussendlich ist es piepegal, ob der Gärtner oder sonst wer der Mörder ist.
Die Profis spielen die Nichtskönner, die auf Gedeih und Verderb ihre Krimiklamotte ins Finale retten wollen, so sensationell spannend, dass der frenetische Schlussapplaus unausweichlich war.
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