Mit der aufsehenerregenden Produktion "Chaos auf Schloss Haversham" startet das Stadttheater Amberg in die neue Saison und das Ensemble in eine mehrmonatige Tournee. Die Kulturredaktion hat den renommierten Regisseur Prof. Claus Helmer und die Schauspieler Martin Armknecht und Stefan Schneider einen Tag vor der Generalprobe getroffen:
ONETZ: Sie sind alle zum ersten Mal zu Gast in Amberg. Wie gefällt es Ihnen?
Claus Helmer: Es ist wunderschön hier, die Stadt strahlt Frieden aus.
Martin Armknecht: Ja, total schön. Und ein Theater, das noch ein Theater ist.
Stefan Schneider: Ich bin genauso begeistert wie meine Kollegen.
ONETZ: Sie haben vier Proben-Tage vor der Premiere angesetzt – was passiert in dieser Zeit alles?
Claus Helmer: Ich habe das vermeintlich leichte Stück in London entdeckt. Aber Theater ist Präzision, auch wenn die Leute das nicht glauben. Alles muss leicht aussehen, das ist schwer. Und ich bin ein Perfektionist.
Martin Armknecht: Die ganzen Abläufe müssen sitzen. Das sind ganz viele komplizierte Schritte.
ONETZ: Was macht aus Ihrer Sicht den Reiz des Boulevard-Theaters aus?
Martin Armknecht: Leider hat das Boulevard-Theater ein schlechtes Image. Aber es ist eine große Freude zu spielen, weil wir den Menschen Freude machen.
Stefan Schneider: Mir gefällt es, weil die Reaktion des Publikums sofort kommt. Ich mache fast ausschließlich Komödien, habe aber im Sommer "Maria Stuart" gespielt – ich dachte, irgendetwas ist kaputt, weil es so still war im Publikum. Das hat mich nervös gemacht.
Claus Helmer: Ich zitiere Bertolt Brecht: „Keiner muss sich entschuldigen, dass er unterhält“. Ich sehe mich als Psychiater des Volkes, wir machen den Leuten Freude.
ONETZ: Angesichts der immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen im Kultursektor – hat das Theater noch Zukunft?
Claus Helmer: Manche Stadttheater, insbesondere im Osten, mit Drei-Sparten-Betrieb werden vielleicht schließen müssen. Aber gerade in der Provinz identifiziert man sich noch mit dem Theater.
Martin Armknecht: Wenn wir Geld hätten wie die Industrie, wären die Theater voll. Das Problem ist, die Leute hinzukriegen. Gerade die jungen Leute sind schon begeistert, wenn sie erst mal da sind. Kultur braucht einfach mehr Geld, die Politiker hätten es in der Hand.
S.Sch.: Ich hoffe, dass es Theater immer geben wird – vor allem in dieser Sparte.
ONETZ: Was erwartet das Amberger Publikum, wenn sich der Vorhang zu „Chaos auf Schloss Haversham“ hebt?
Stefan Schneider: Ein turbulenter Abend!
Martin Armknecht: Es wird amüsant.
Claus Helmer: So etwas hat es in dieser Form kaum gegeben. Ich habe allein ein Dreivierteljahr gebraucht, um technisch alles sicher zu machen. Und: Es lohnt sich für das Publikum, schon vor 19.30 Uhr da zu sein.
ONETZ: Amberg ist der Auftakt zu einer Tournee: Wie viele Stationen stehen insgesamt auf dem Plan?
Martin Armknecht: Bis zum 5. November sind es insgesamt 40 Stationen.
Claus Helmer: Wir spielen überall von Nord nach Süd. Zwei Mal sind wir auch in der Schweiz.
ONETZ: Wie hält man so eine Herausforderung durch?
Martin Armknecht: Ich liebe das, das ist so wie früher. Ich fahre mit dem eigenen Auto, nehme den Hund mit. Wenn es sich ergibt, fahre ich nach der Vorstellung nach Hause und schlafe im eigenen Bett.
Stefan Schneider: Ich sitze im Bus und gehöre zur Fraktion der Wirtshaus-Versacker. Ich war auch schon mal zwei Jahre am Stück unterwegs. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich in einer Pizzeria saß und die Tischnachbarn fragen musste, wo wir sind. Sie nannten dann erst den Namen der Pizzeria und ich sagte: Nein, nein, in welcher Stadt sind wir hier?“.
Claus Helmer: Wir sind fast die Einzigen, die gerne zur Arbeit gehen.
ONETZ: Haben Sie eigentlich einen Glücksbringer dabei?
Martin Armknecht: Ja, das Kreuz des verstorbenen Vaters meiner Freundin.
Claus Helmer: Den Ehering meiner Mutter an einer Kette, wenn ich spiele.
Stefan Schneider: Falls das zählt: Ein Armband, das ich von meiner Frau bekommen habe.
ONETZ: Und was wünschen Sie sich für die Amberger Premiere?
Martin Armknecht: Dass alles gut geht.
Stefan Schneider: Standing Ovations.
Clasu Helmer: Wenn das Publikum an uns Freude hat, dann freuen wir uns auch.
Service
Vorstellungen heute Abend und morgen, 19. September, jeweils um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg. Karten bei der Tourist-Information Amberg, Tel. 09621/10-1233 und an der Abendkasse eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.
Zum Stück
"Chaos auf Schloss Haversham - The Play That Goes Wrong" stammt von Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields. Deutsch von Martin Riemann. Regie bei der Produktion des Tournee-Theaters Thespiskarren und des Fritz Rémond Theaters im Zoo Frankfurt führt Prof. Claus Helmer. Es spielen Martin Armknecht, Dirk Waanders, Wolff von Lindenau, Arzu Ermen, Stefan Schneider, Ines Arndt, Steffen Wilhelm und Ivan Robert.
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