Amberg
10.09.2019 - 17:13 Uhr

Spielplan, der neugierig macht

Die Vorschau auf die neue Saison im Stadttheater Amberg macht Lust auf Kultur. Bis so ein Programm allerdings steht, sind Expertise und Fingerspitzengefühl notwendig.

„Hals- und Beinbruch“ ist für diese Theatergruppe bei dem Stück „Chaos auf Schloss Haversham“ noch das geringste Problem! Wenn nicht nur Requisiten, sondern auch Darsteller verschwinden, dann handelt es sich um einen Theaterabend der feinsten englischen Komödien-Art. Bild: Helmut Seuffert
„Hals- und Beinbruch“ ist für diese Theatergruppe bei dem Stück „Chaos auf Schloss Haversham“ noch das geringste Problem! Wenn nicht nur Requisiten, sondern auch Darsteller verschwinden, dann handelt es sich um einen Theaterabend der feinsten englischen Komödien-Art.
Katja Körtge Bild: Michael Sommer
Katja Körtge
Das Philharmonische Orchester Regensburg eröffnet die musikalische Saison im Stadttheater. Bild: Jochen Quast
Das Philharmonische Orchester Regensburg eröffnet die musikalische Saison im Stadttheater.

Die studierte Musikwissenschaftlerin Katja Körtge, die auch schon im Chor der Bamberger Symphoniker gesungen hat, bringt beides mit. Im Sommer 2018 wechselte die Kulturmanagerin innerhalb des Stadttheater-Teams von der Theaterfachberatung zur Musik und lenkt seither hauptverantwortlich die Geschicke der Sparte Konzert. Ein Interview.

ONETZ: Frau Körtge, die erste Saison als Konzert-Verantwortliche des Stadttheaters Amberg liegt hinter Ihnen – wie fällt Ihr Fazit aus?

Katja Körtge: Amberg hat ein wunderbar vielfältiges Konzertangebot und ein begeisterungsfähiges und ebenso facettenreiches Publikum – das ist großartig und immer wieder berührend und bestärkend in dem, was wir tagtäglich tun.

ONETZ: Ist Ihnen die Umstellung vom Theater zur Musik schwer gefallen?

Katja Körtge: Ich habe mich natürlich sehr gefreut, zur Musik zurückzukehren, denn da liegen meine Wurzeln und auch die meiste berufliche Erfahrung. Dennoch war auch ein wenig Wehmut dabei, die ich durch Vorstellungsbesuche im Theaterbereich kompensiere. Ansonsten sind wir im Kulturamt ein optimales und kompetentes Team und wir unterstützen bzw. vertreten uns natürlich auch gegenseitig falls nötig.

ONETZ: Welche Aspekte wägen Sie ab, wenn Sie ein Saisonprogramm zusammenstellen?

Katja Körtge: Da kommen viele Aspekte zusammen: Selbstverständlich orientieren wir uns an Jubiläumsjahren und ganz wichtig ist die Ausgewogenheit der verschiedenen Konzertformate und –genre. Die spielen natürlich auch bei unterschiedlichen Zielgruppen eine größere Rolle. Nicht zu verschweigen, bzw. vernachlässigen ist aber auch der finanzielle Aspekt…

ONETZ: Müssen Sie viel Überzeugungsarbeit leisten, um renommierte Solisten und Ensembles in die Oberpfalz zu locken?

Katja Körtge: Nun ja, das Stadttheater ist zwar nicht die Elbphilharmonie, aber alle Künstler sind immer sehr begeistert vom Theater, der Stadt, dem Publikum, Essen und oftmals auch vom Bier (lacht). Diese Begeisterung spricht sich unter den Kunstschaffenden natürlich herum und davon profitieren wir wiederum bei der Akquise. Ansonsten bekommen wir tatsächlich viele hochkarätige Angebote und arbeiten selbstverständlich mit vielen Agenturen schon lange Jahre zusammen – da entstehen über die Zeit Netzwerke.

ONETZ: Wenn Sie auf den Spielplan 2019/2020 blicken – gibt es Höhepunkte, auf die Sie sich besonders freuen?

Katja Körtge: Ganz außergewöhnlich sind jedes Mal aufs Neue die Beethoven-Abende mit Herbert Schuch. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie delikat, sensibel und kraftvoll-dynamisch er jeden einzelnen Satz, jede Phrase, jeden Ton gestaltet. Das lässt uns alle diese unfassliche Musik neu begreifen und erleben.
Als Sängerin freue ich mich speziell auf den Liederabend mit dem Bariton Ludwig Mittelhammer und auf das junge Vokalensemble „Quartonal“ – was ich bisher von den vier Herren hörte, ist außerordentlich vielversprechend. Aus musikwissenschaftlicher und Amberger Perspektive bin ich besonders gespannt auf „Walther and the Next Generation“ mit drei Uraufführungen zum 100. Geburtstag von H. E. Erwin Walther.

ONETZ: Ein langer Vorlauf ist im Kulturbetrieb normal. Wie weit gehen Ihre Planungen zur Zeit schon?

Katja Körtge: In der Regel ca. zwei Jahre im Konzertbereich, manche Veranstaltungen lang-, andere kurzfristiger. Bei besonderen Jubiläen bzw. größeren Projekten, spreche ich mit manchen Agenten beispielsweise jetzt auch schon einmal über 2024.

ONETZ: Das Stadttheater Amberg zeichnet sich durch ein bemerkenswertes Kulturangebot zu sehr moderaten Preisen aus. Werden Sie das auch zukünftig so beibehalten können?

Katja Körtge: Das ist unser Ziel, nach meinem Verständnis auch Aufgabe und Herausforderung zugleich - keine Frage. Uns ist es wichtig, dass jeder Bürger, der ein Kultur-Bedürfnis hat, dieses auch stillen kann.

ONETZ: Bei all der Arbeit - bleibt Ihnen auch noch genügend Zeit für privaten Kulturgenuss und wenn ja, was und wo besonders gerne?

Katja Körtge: Ganz ehrlich, während der Spielzeit ist das wirklich nicht einfach, da wir ja auch häufig an den Wochenenden Veranstaltungen haben. Im Urlaub versuche ich immer, Konzerte zu besuchen, es ist interessant, zu erleben, wie KollegInnen Konzerte bzw. Konzerterlebnisse gestalten. Ansonsten genieße ich natürlich auch unsere eigenen Veranstaltungen in Amberg. Schöne, interessante und inspirierende Begegnungen mit Künstlern und der Musikgenuss sind eine einmalige Belohnung für unsere Arbeit.

Info:

Service

Die neue Spielzeit startet am Mittwoch, 18. September mit der Komödie "Chaos auf Schloss Haversham", das Eröffnungskonzert mit dem Philharmonischen Orchester Regensburg folgt am Samstag, 21. September. Die Ausstellung "Kunst im Foyer" mit Werken von Abi Shek wird am Donnerstag, 12. September um 19.30 Uhr eröffnet. Der gesamte Spielplan ist auch online abrufbar unter www.stadttheater.amberg.de.

 
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