Das Stadttheater war ausverkauft. Vielleicht deshalb, weil in Hauptrollen Hugo Egon Balder und Jeanette Biedermann angekündigt waren, die ja aus verschiedenen Fernsehshows bekannt sind. Sicher versprach auch der Untertitel: "Eine spritzige Wellness-Komödie von Rene" Heinersdorff" einen unbeschwerten Theaterabend. Balder war zwar nicht in Amberg dabei, doch das tat dem Vergnügen keinerlei Abbruch. Heinersdorff hat hier ein Stück verfasst, das aus einer eigentlich absurden Story ein regelrechtes Feuerwerk an spritzigen, witzigen, frivolen Dialogen und szenischen Missverständnissen entstehen lässt.
Kinderwunsch erfüllen
Worum dreht sich die Handlung? Der erfolgreiche Unternehmer Dieter (Karsten Speck anstelle von Balder) hat seine Geliebte Mary (Viola Wedekind) in ein Luxus-Wellness-Hotel eingeladen, aber auch über einen Bekannten einen Samenspender organisiert. Der soll ihren Kinderwunsch erfüllen - und ihn von Mary befreien. Ein Kinderklinikchef, Lothar (Rene" Heinersdorf), hat spitzgekriegt, dass der reiche Dieter hier logiert und sich mit seiner Assistentin Emelie (Jeanette Biedermann) ebenfalls eingebucht, um größere Geldspenden für den Ausbau seiner Klinik von ihm zu erbetteln.
Es stellt sich bald heraus, dass Dieter auch eine Affäre mit Emelie hatte und der ominöse Samenspender Alain "The Brain" (Max Claus) Mary ebenfalls schon sehr intim kannte. Weil die Akteure die "Vorwörter" Samen und Geld vermeiden, und alle (zunächst) nur von "Spende" und "Spender" reden, kommt es zu den unglaublichsten Missverständnissen. Bei diesen "missdeutenden" Dialogen fliegen denn auch die verbalen Fetzen. Über die Art und Weise, wie die jeweilige "Spende" erfolgen soll, welchem Zweck sie dienen und wem und wofür sie nützt - das wurde in turbulenten Szenen ohne jeden Leerlauf auf die Bühne gebracht.
Prüde durfte man bei diesem Bühnen-geschehen allerdings nicht sein, und so ganz jugendfrei waren manche Dialoge eben auch nicht. Aber es war echtes Boulevardtheater, das ja ohne erotischen Touch nicht auskommt. Zum Schluss löst sich natürlich alles auf, jeder Akteur wird "zufriedengestellt" und auch Dieter scheint endlich seine ersehnte Ruhe als Single genießen zu können, bis schließlich seine Mama seinen "Unabhängigkeitsträumen" ein telefonisches Ende bereitet.
Keusche Bademäntel
Das Stück brauchte wenig Requisiten. Meistens verhüllten die Akteure ihre Körper in keuschen weißen Bademänteln, präsentierten sich nur selten im attraktiven Business-Look. Lediglich in der Schlussszene zeigten Mary und Lothar nackte Haut- auch da in (allerdings eindeutig zweideutiger) homöopathischer Dosierung.
Die Komödie lebte von der Beweglichkeit, der mimischen Flexibilität der Akteure. Da war Karsten Speck ein absoluter Aktivposten. Viola Wedekind, die auch im Bademantel Sinnlichkeit ausstrahlte, spielte ihren Part zwischen "Erwartungshaltung" und empörter Zurückweisung einfach toll in der erwarteten Doppeldeutigkeit.
Jeanette Biedermann gab sich erfolgreich alle Mühe, die Missverständnisse kumulieren zu lassen und Rene' Heinersdorff lies in seinem Werk den Lothar in einer überzeugenden Mischung aus medizinischer Farblosigkeit und doch "Lusterwartung" lebendig werden. Max Claus hatte es dagegen deutlich schwerer. Er durfte einfach weitgehend nur "männlich attraktiv" sein. Dem Publikum machte das Verwirrspiel einen Riesen-Spaß, was die ständigen Heiterkeitsbekundungen und auch der anhaltende Schlussapplaus deutlich machten.













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