Dreißig Jahre leitete Schwester Maria Canisia Engl gleichzeitig das Gymnasium und die Realschule, die nach der ehemaligen Schülerin Dr. Johanna Decker benannt sind. August 2000 ging sie in den Ruhestand. Nach wie vor unvergessen sind Einsatz und Leistung der ehemaligen Oberstudiendirektorin, die die Decker-Schulen drei Jahrzehnte lang geprägt hat wie niemand vor ihr, und die wohl eine der profiliertesten Schulleiterinnen in der Vilsstadt überhaupt war. Am 4. März ist sie verstorben.
Im Alter von zwölf Jahren kam sie 1945 als Heimatvertriebene aus dem Egerland nach Bayern, trat 1953 nach dem Abitur in München in die Kongregation der Armen Schulschwestern von unserer lieben Frau ein und studierte von 1954 bis 1959 in der Landeshauptstadt und in London Deutsch, Geschichte und Englisch für das Lehramt an Gymnasien. 1960 kam Schwester Maria Canisia als junge Lehrerin nach Amberg an das Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium, wo ihr schon nach zehn Jahren die Leitung der beiden Schulen übertragen wurde, heißt es in einem Nachruf der DJDS.
Mehrfach ausgezeichnet
Als Oberstudiendirektorin im Kirchendienst engagierte sie sich über ihre Schule hinaus in verschiedenen bildungspolitischen Vereinigungen und Gremien, so im Vorstand der Ordensdirektoren-Vereinigung in Deutschland, deren Vorsitzende sie von 1992 bis 1995 war, im Arbeitskreis Schulen bei der Zentralstelle Bildung der Deutschen Bischofskonferenz, als Vertreterin der Direktoren in der Vollversammlung und im Vorstand des Katholischen Schulwerks in Bayern sowie als Mitglied in dessen Direktoren-Beraterkreis, um nur einige Beispiele zu nennen.
Schwester Canisia referierte zu pädagogischen und schulpolitischen Themen beim Katholischen Schulwerk in Bayern, bei der Katholischen Elternschaft Deutschlands, der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie im Juli 2000 auf dem Initiativ-Kongress des Forums Bildung in Berlin, führte an verschiedenen Ordensschulen in der Bundesrepublik Lehrerstudientage durch und veröffentlichte Beiträge in Handbüchern und Fachzeitschriften.
Für ihre Verdienste um Bildung und Erziehung wurde Schwester Canisia Engl mehrfach ausgezeichnet: mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande (1987), mit der Medaille Pro Meritis des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (1991), der Silbernen (1993) und mit der Goldenen Medaille des Landkreises Amberg-Sulzbach (2000), der Theresia-Gerhardinger-Medaille in Gold (2000) und dem Bayerischen Verdienstorden (2003).
Verstand und Herz
Die engagierte Schulleiterin betrachtete es stets als ihre Aufgabe, dem Leben der Menschen zu dienen. Sie wollte Verstand und Herz sowie alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel verantwortungsbewusst einsetzen, um in der eigenen Schule Mädchen und junge Frauen in ihren Fähigkeiten und Begabungen ganzheitlich zu fördern. Darüber hinaus aber wollte Schwester M. Canisia im ganzen Land für die Verwirklichung des Konzepts der Katholischen Schulen eintreten, nicht nur umfassende gründliche Bildung auf möglichst hohem Niveau zu vermitteln, sondern auch „Lebensraum zu sein, in dem Selbstwertbewusstsein entwickelt sowie Selbstständigkeit, soziale Verantwortung und geglücktes Leben aus dem Glauben an den Dreieinigen Gott überzeugend eingeübt werden.“
Als einer der zahlreichen Redner bei ihrer Verabschiedung aus dem aktiven Schuldienst stellte der damalige Direktor des Katholischen Schulwerks in Bayern, Andreas Hatzung, fest: „Schwester Canisia hat dem katholischen Schulwesen weit über die Grenzen Bayerns hinaus unschätzbare Dienste geleistet. Sie hat damit immer auch ihrem Orden gedient und für ihn als dem Schulorden schlechthin uneingeschränkt Ehre eingelegt. Sie ist eine Pädagogin, wie es nur ganz wenige gibt. Immer hat sie ihren erzieherischen Impuls in die Tat umgesetzt, und sich dabei von Rang, Namen oder Stellung ihres Gegenübers nicht beeindrucken oder abschrecken lassen. Stets geschah das aber um der Sache willen und nach sorgfältiger Überlegung und Prüfung.“
Beerdigung in München
Zum 1. August 2000 trat Sr. Canisia Engl in den Ruhestand, ließ sich zur Logotherapeutischen Fachkraft ausbilden, hielt Vorträge und schrieb über Geschichte und Spiritualität ihrer Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Nachdem der Amberger Konvent der Schulschwestern im Juli 2009 aufgelöst wurde, war sie im Schwesternheim in Neubiberg lesend und schreibend aktiv. Die Dr.-Johanna-Decker-Schulen werden ihre langjährige Schulleiterin Sr. M. Canisia Engl nicht vergessen. Die Beerdigung findet am Freitag, 11. März, um 10.30 Uhr in der Aussegnungshalle am Münchener Ostfriedhof statt.
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