Amberg
12.03.2019 - 14:53 Uhr

Die Welt verloren

Wenn man so will, stecken in diesem Theaterabend " Through Darkness - Comeback im Gegenlicht" Oper und Schauspiel, Musical und Spiritual, Videobilder und Orchesterklang. Eine spannende Mischung, die unter die Haut geht.

„Blind sein bedeutet, die Welt ist nicht mehr da!" Diesen Text spricht Adrain Black alias Douglas Yates im Theaterstück Through Darkness – Comeback im Gegenlicht“. Es ist ein Stück über die Oper und das Leben, nach einer wahren Geschichte. Ein erfolgreicher Sänger erhält die Diagnose, dass er binnen weniger Monate erblinden wird. Aus der Krise findet er einen neuen Weg für sich. Bild: Wolfgang Steinbacher
„Blind sein bedeutet, die Welt ist nicht mehr da!" Diesen Text spricht Adrain Black alias Douglas Yates im Theaterstück Through Darkness – Comeback im Gegenlicht“. Es ist ein Stück über die Oper und das Leben, nach einer wahren Geschichte. Ein erfolgreicher Sänger erhält die Diagnose, dass er binnen weniger Monate erblinden wird. Aus der Krise findet er einen neuen Weg für sich.

Regisseur Oliver Stein baut ein ruhiges Szenarium für dieses Opus von Stimme, Schicksal und Sinnfindung eines Opernsängers, der die Diagnose der Fachärzte bekommt: „Was du hast, können wir nicht behandeln und in ungefähr einem Jahr wirst du blind sein!“ Autor Fabian Dobler nennt seine Hauptfigur Adrian Black, gespielt wird sie von Douglas Yates. Und es ist auch seine Geschichte, die real wie auch im Stück einem Schachspiel gleicht. Hin- und her geschoben im Leben, von Erfolg und Hoffnung bis zu tieftraurigen Augenblicken. Ziel ist es, den König schachmatt zu setzen.

Also braucht es einen Gegenspieler, den Kritiker Richard Hartner, der von Thomas Klees kühl und zurückhaltend markiert wird. Er zieht die Figuren, mal schwarz, mal weiß, beherrscht das Schachbrett wie den Schachcomputer und berechnet die einzelnen Züge im Voraus. Seine Freundin Isabella, die nach der Pause einen stimmlich sehr anstrengenden, aber auch brillanten Auftritt hat, bewegt er ebenfalls wie eine Spielfigur für seine Zwecke.

Dabei bleibt er selbst im Hintergrund, an der Seite der Bühne. Die andere Seite ist für die Musiker reserviert. Antje Steen (Bandoneon), Irene Husmann (Violine), Tim Ströble (Cello), Luisa Marie Darvish Ghane (Gitarre), Hans Eberhard Maldfeld (Bass) und Fabian Dobler (Klavier, Buch und musikalische Einstudierung). Dieses exzellente Ensemble liefert die stimmungsvolle Notation, sozusagen die musikalische Grundstellung für das spannende Lebensdrama, das sich langsam, auch etwas sperrig entwickelt, das aber von Minute zu Minute mehr unter die Haut geht.

Die gesamte Rückwand wird bespielt mit riesigen Bildsequenzen. Dagegen erscheint der Mensch geradezu klein und hilflos. Dafür aber ist Douglas Yates mit einer großartigen, voluminösen Stimme ausgestattet, mit einer Ausstrahlung, die berührt und mit Text bewaffnet, der trifft. Vom Ende der Karriere spricht er, von Kunst, Gesang und Geschäft und von seinem inneren Ringen. Die Blindheit bedroht ihn, die Intrigen des Kritikers auch, aber ein Schachmatt gibt es für ihn nicht. In der Krise entdeckt er seine Gabe, Menschen durch Musik zu berühren und beginnt den Kampf um sein Comeback. Auf einer Reise zu den Kulturstätten Europas, die Erinnerungen schaffen soll für die Zeit im Dunkel, reift ein Plan...

Schon zu Beginn schmettert er das Torerolied „Auf in den Kampf“ aus Bizets Oper Carmen. Das begeistert mitgehende Publikum begleitet ihn durch die Opernliteratur von Gounod, Leoncavallo, Mozart und Verdi bis hin zum Schluss-Spiritual „I feel the spirit“. Ein guter, ja geradezu elektrisierender Geist füllt das Amberger Stadttheater. Mit euphorischem Applaus wird der außergewöhnliche Theaterabend belohnt, der im ersten Teil des Abends leider technisch nicht perfekt ausgesteuert und deshalb die Stimme aus dem Off nur schwer zu verstehen war.

 
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