Donald Trump dürfte die Studie über "Die Ängste der Deutschen" reichlich egal sein. Schließlich hat er sich noch nie um die Folgen seiner Politik geschert. Beängstigend aber ist es schon, wie ein US-Präsident eine ganze Nation zittern lässt. Dass seine Politik die Welt gefährlicher macht - das glauben immerhin mehr als zwei Drittel der Deutschen. Damit verursacht Trump mehr Angst als der Terrorismus und Naturkatastrophen. Das ist wahrlich kein Ruhmesblatt, das ist eine Schande für die USA.
Zwei weitere Trends der Studie sind bemerkenswert: Persönliche Sorgen wie die Angst vor Arbeitslosigkeit, vor einer Wirtschaftskrise, vor steigenden Lebenshaltungskosten oder den Kosten der Schuldenkrise rangieren nicht mehr ganz oben. Dafür zeigt das Dauerfeuer der Angstmacher Erfolg: Die Angst vor einer Überforderung durch die Flüchtlinge, vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern schlägt durch.
Was die Schürer der Angst nicht bedenken: Sie ruinieren auch das Vertrauen in die Politik. Denn noch nie wirkten Politiker und Behörden so überfordert. Man stelle sich nur einen Moment vor, was zu bewegen wäre, wenn die Panikpropheten sich nützlich machen würden. Stattdessen wird schwadroniert, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht, ob die Migration die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land sei. Sinnlose Debatten, die spalten, statt zu integrieren.
Mit Angst lässt sich gut Politik machen. Sie kann sogar produktiv und nützlich sein. Angst kann aber auch krank machen, lähmen, umschlagen in Verfolgungswahn. Im schlimmsten Fall kann sie eine Persönlichkeit zerstören. "Angst essen Seele auf" heißt ein Melodram von Rainer Werner Fassbinder. Deshalb ist es seliger, Ängste zu nehmen, als Ängste zu schüren.
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