Vom Parteitag der CDU in Leipzig bleibt der Eindruck einer zutiefst verunsicherten Partei zurück, die sich nach einem Erlöser sehnt, der die bleierne Schwere der letzten Merkel-Jahre und die Krämpfe der ersten AKK-Monate vergessen macht. So jedenfalls ließe sich die überschwängliche Begeisterung erklären, mit der die Delegierten am Samstag den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gefeiert haben. Der durch gefühlt tausende Bierzeltreden gestählte CSU-Chef hatte leichtes Spiel mit seinem Publikum, streute einige Mutmacher-Parolen ein, beschwor die Einheit der Union, setzte ein Paar gute Pointen.
Söder gefiel den Christdemokraten offenbar besser als der rhetorisch brillante und deutlich bissigere Friedrich Merz am Tag zuvor. Der wird trotz aller Loyalitätsbekundungen zu Kanzlerin und Parteichefin das Image des leicht rachsüchtigen Außenseiters nicht mehr ganz los.
Falls Söder insgeheim Ambitionen hat, als Kanzlerkandidat der Unionsschwestern zur Bundestagswahl 2021 anzutreten, wird er den Teufel tun, dies offen zu zeigen. Vorerst. Denn auch wenn Annegret Kramp-Karrenbauer ihre Kritiker durch das direkte Stellen der Machtfrage in Leipzig überrumpelt hat, ist sie dennoch als Parteichefin beschädigt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihre Autorität und ihr Vorgriffsrecht auf die Kandidatur wieder infrage gestellt werden. Spätestens dann muss der Franke Farbe bekennen.
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