In bayerischen Regionen mit einer Corona-Wocheninzidenz unter 50 und damit auch die gesamte Oberpfalz werden ab dem kommenden Montag große Teile der bisherigen Lockdown-Regeln aufgehoben. Das beschloss der Ministerrat auf seiner Sitzung am Freitag. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem "umfangreichen Öffnungs- und Normalisierungskonzept", das für Bürger, Handel und Wirtschaft viele Erleichterungen mit sich bringe. Hintergrund sind die weiter sinkenden Infektionszahlen sowie der Impffortschritt. Auch in Regionen mit einer Inzidenz zwischen 50 und 100 gibt es weitere Lockerungen. Im Bereich der "Bundesnotbremse", die strenge Regeln ab einer Inzidenz von 100 vorsieht, befindet sich derzeit keine bayerische Region.
Nach dem Beschluss des Ministerrats wird ab Montag der bayernweite Katastrophenfall aufgehoben. Bei Inzidenzen unter 50 entfallen zudem sämtliche Testverpflichtungen für Handel, Gastronomie und Kulturveranstaltungen, von 50 bis 100 bleiben sie bestehen. An Schulen und Hochschulen muss dagegen unabhängig von der Inzidenz weiter getestet werden. Die dort vorgenommenen Tests können bei negativem Ergebnis künftig mit Stempel und Unterschrift der Schulleitung als "Selbsttest-Ausweis" auch außerschulisch genutzt werden. Öffnen darf ab Montag die Speisegastronomie auch in Innenräumen bis 24 Uhr. Schankwirtschaften, Diskotheken, Clubs und Bordelle bleiben dagegen vorläufig weiter geschlossen. Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen im Freien von bis zu 500 Menschen besucht werden.
Freies Treffen mit zehn Personen wieder erlaubt
Die größten Erleichterungen gibt es bei den Kontaktbeschränkungen. In Regionen mit einer Inzidenz unter 50 dürfen sich ab Montag wieder zehn Personen frei treffen. Im Bereich von 50 bis 100 sind zehn Personen auf maximal drei Haushalte begrenzt. Geimpfte und Genesene werden jeweils nicht mitgezählt. Möglich werden wieder private und öffentliche Veranstaltungen wie Geburtstags-, Hochzeits- und Tauffeiern sowie Vereinssitzungen mit bis zu 100 Personen. In Gottesdiensten wird der Gemeindegesang wieder erlaubt, allerdings mit FFP2-Maske. Proben von Laienensembles im Musik- und Theaterbereich können ohne feste Personenobergrenze stattfinden. Die jeweilige Höchstzahl orientiert sich an der Einhaltung der Mindestabstände. Gleiches gilt für außerschulischen Musikunterricht.
Eigene Regeln gelten für die vier in München anstehenden Spiele der Fußball-EM. Söder sprach hier von einer "Sondersituation". Im Rahmen eines Pilotprojekts für den Profisport insgesamt darf die Münchner Allianz-Arena zur EM mit 20 Prozent ihrer Kapazität belegt werden. Das wären rund 14.000 Besucher. Für diese besteht allerdings Test- und Maskenpflicht, für die An- und Abreise wird gemeinsam mit der Stadt München ein strenge Hygienekonzept erarbeitet. Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihre drei Gruppenspiele gegen Frankreich, Portugal und Ungarn in München. Zudem wurde ein Viertelfinale in die Arena vergeben.
"Vernunft und Freude"
Söder sprach zusammenfassend von "deutlichen Erleichterungen über alle Lebensbereiche hinweg". Solange sich keine neuen Mutation dominant durchsetze, gegen die es nur einen geringen Impfschutz gebe, könne der "weitere Weg zur Normalität fortgesetzt" werden, sagte Söder. Er appellierte an die Bürger, die wiedergewonnenen Freiheiten mit "Vernunft und Freude" zu nutzen. "Ein bisschen Mahnung bleibt schon: Bitte nicht übertreiben", betonte er. Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger sah die Chance auf "Lebenslust statt Corona-Frust". Auch er mahnte aber zu Vorsicht und Selbstbeschränkung. Dann könne es einen Sommer mit mehr Freiheiten als im vergangenen Jahr geben.
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