Die Staatsregierung drängt auf eine rasche Klärung der neuen Vorbehalte gegen den Corona-Impfstoff von Astrazeneca durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA. "Wir brauchen eine schnelle und klare Entscheidung, keine Hängepartie über Wochen", erklärte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nach einer Kabinettssitzung in München. Der EMA-Sicherheitsausschuss will sich am Donnerstag mit der Bewertung der gemeldeten Thrombosefälle beschäftigen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte den am Montag für Deutschland verhängten Impfstopp "verständlich, aber bitter".
Sollte die EMA die Weiterverwendung zulassen, forderte Söder für den auf Freitag verschobenen Impfgipfel eine Aufhebung der bisherigen Priorisierung für die Vergabe des Impfstoffs von Astrazeneca, der bayernweit bislang gut 270.000 Mal erstverimpft wurde. Das Vakzin solle dann vorwiegend über die Hausärzte verimpft werden. Diese könnten ihre Patienten dann besser beraten und nachversorgen, als dies in Impfzentren möglich sei. Zudem solle der Impfstoff von Astrazeneca für freiwillige Impfungen auch nicht priorisierter Personen freigegeben werden. Dies könne in Hotspot-Regionen helfen, eine schnellere Immunisierung der Region zu erreichen, meinte Söder.
Schutzniveau erhöhen
Die Menschen in Bayern schwor Söder wegen der landesweit wieder deutlich steigenden Inzidenzzahlen auf "eher schwierige Wochen" ein. "Die britische Mutation hat die Dominanz übernommen und fräst sich von Ost nach West ins Land", sagte er. Gut ein Drittel Bayerns zählt nun wieder zu Hotspots mit einer Inzidenz von über 100 mit geschlossenen Schulen und Läden sowie einer nächtlichen Ausgangssperre. Trotz der Entwicklung will Söder am inzidenzbasierten Stufensystem festhalten und auch die ab einer Inzidenz von 100 geltende "Notbremse" mit der Rücknahme von Lockerungen festhalten. Alles andere wäre ein "Blindflug mit erheblichen Konsequenzen", zumal an der britischen Mutante offenbar das Risiko bei 50- bis 70-Jährigen für einen schweren Krankheitsverlauf steige.
Ungeachtet dessen arbeitet das Kultusministerium an einem Konzept, nach Ostern Präsenzunterricht auch in Hotspots teilweise wieder zu ermöglichen. Laut Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) könnten dann auch Viertklässler und an den Gymnasien die Schüler der Q11 in den Wechselunterricht zurück. Flankiert werde müsse dies mit einer Testpflicht. Man könne die Schulen in Hotspots nur dann vorsichtig öffnen, wenn das Schutzniveau erhöht werde und es das allgemeine Infektionsgeschehen zulasse, schränkte Piazolo die Erwartungen ein.
Was wird mit dem Osterurlaub?
Die schrittweise Einführung von Selbsttests für Lehrkräfte und Schüler aller Altersklassen soll laut Piazolo zum Schulstart nach Ostern abgeschlossen sein. Ab dann dürften die zweimal wöchentlich durchzuführenden Tests nur noch unter Anleitung in den Schulen erfolgen. Schon jetzt seien für die korrekte Durchführung Erklärvideos auf der Internet-Seite des Kultusministeriums abrufbar. Kritik an den Plänen wies Piazolo unter Verweis auf Österreich zurück. Dort liefen die Schulselbsttests bereits seit Wochen problemlos. Auch Lehrkräften empfahl Piazolo die Verwendung der Tests bis zu ihrer Zweitimpfung.
Wegen der aktuell wieder steigenden Infektionszahlen zeigte sich Söder skeptisch mit Blick auf den Osterurlaub. Es werde wohl "keine breiten Hotelöffnungen" geben. Mit Sorge sah Söder die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca. Er plädiere bei Reiserückkehrern von dort für eine Testpflicht. An den bayerischen Flughäfen würden entsprechende Kapazitäten aufgebaut. Für den Pfingst- und Sommerurlaub äußerte sich Söder optimistisch. Die bis dahin höheren Impfquoten könnten mehr Reisefreiheit ermöglichen.
Öffnungen von Schulen
- Grundschulen:
Inzidenz unter 50: Voller Präsenzunterricht; Von 50 bis 100: Wechsel- bzw. Präsenzunterricht; Über 100: Distanzunterricht - Weiterführende und
berufliche Schulen:
Inzidenz unter 100: Wechsel- bzw. Präsenzunterricht; Über 100: Distanzunterricht - Abschlussklassen:
Auch bei Inzidenz über 100: Wechsel- bzw. Präsenzunterricht
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