Bayern will mit einem strikten Oster-Lockdown die dritte Corona-Welle bremsen, stellt dafür aber zusätzliche Lockerungen für die Zeit nach den Ferien in Aussicht. Von Gründonnerstag (1. April) bis einschließlich Ostermontag bleiben Betriebe, Behörden und Geschäfte geschlossen, beschloss das Kabinett bei seiner Sitzung am Dienstag. Gründonnerstag und Karsamstag sollten wie Feiertage behandelt werden, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Lockerungen im Handel nach den Osterferien
Nach den Osterferien stehen Lockerungen an. Unter anderem soll der Einzelhandel ab dem 12. April auch bei höheren Inzidenzen öffnen dürfen als bisher. Bei einer Inzidenz unter 100 sollen Ladenöffnungen mit Hygienekonzept möglich sein. Bisher liegt die Grenze dafür bei 50. Bei einer Inzidenz zwischen 100 und 200 soll das "Click & Meet" genannte Einkaufen mit Termin bei Vorlage eines tagesaktuellen negativen Corona-Tests und verschärften Vorgaben für die Kundenzahl möglich sein. Bisher ist "Click & Meet" im Inzidenzbereich zwischen 50 und 100 erlaubt.
Im Einzelhandel gebe es verhältnismäßig wenig Infektionen und die Unternehmen gingen sehr verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten um, begründete Söder den Schritt.
Modellregionen mit weiteren Lockerungen
In Regionen mit einer Inzidenz unter 50 soll es zudem ab dem 12. April die ursprünglich für den 22. März angepeilten Lockerungen bei Außengastronomie, Sport und Kultur geben.
Zudem sollen in drei bis vier Modellregionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner nach Ostern weitere Öffnungsschritte ausprobiert werden. Unter strengen Schutzmaßnahmen und mit einem Testkonzept könnten für die Dauer von 14 Tagen einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen. Damit soll die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten untersucht werden. Welche Regionen dies sein werden, sagte Söder bei der Vorstellung des Beschlusses nicht.
Insgesamt zeigte sich der Ministerpräsident besorgt: "Die Lage ist ernst, und sie wird noch sehr viel ernster werden", warnte er. "Die dritte Welle rollt durch Bayern." Und diese sei deutlich gefährlicher, es handle sich quasi um eine komplett neue Pandemie. Sechs Wochen sei es bei den Corona-Zahlen abwärts gegangen, seit vier Wochen gehe es wieder nach oben. Für den weiteren Weg kündigte er deshalb einen Dreiklang an: Vorsicht, Restriktion und Motivation.
In der Schließungsphase um Ostern sollen deswegen nur am Karsamstag Lebensmittelgeschäfte öffnen dürfen. Alle Ansammlungen im öffentlichen Raum werden grundsätzlich untersagt.
Strenge Kontaktregeln über Ostern
Für private Zusammenkünfte gelten die schon eingeführten Inzidenz-Regeln auch an Ostern: In Gebieten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner dürfen sich zwei Haushalte mit maximal fünf Personen treffen - Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt. In Gegenden mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 sind Treffen nur mit einer einzigen weiteren Person erlaubt.
Ab 31. März Impfungen beim Hausarzt
Bereits am 31. März sollen zudem Impfungen bei Hausärzten beginnen. Der Freistaat sei in dieser Angelegenheit mit den Ärzte-Organisationen im Gespräch, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Das Impfen solle zunächst mit 1500 Hausarztpraxen aufgenommen werden. Man wolle keinen Tag verstreichen und ein Zeichen setzen.
Distanzunterricht mit Ausnahmen
Bei einem Inzidenzwert unter 50 sollen außerdem sämtliche Schulklassen in den Präsenzunterricht zurückkehren. Zwischen 50 und 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche erfolgt für alle Jahrgänge Wechselunterricht. Bei einem Wert von über 100 gilt grundsätzlich Distanzunterricht - allerdings mit Ausnahmen.
So findet in den Abschlussklassen sowie in der vierten Klasse der Grundschule und den Jahrgangsstufen 11 an Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen Präsenzunterricht mit Mindestabstand oder Wechselunterricht statt. In die Klassenzimmer dürfen dabei aber nur Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, die über einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test verfügen oder in der Schule einen entsprechenden Selbsttest mit negativem Ergebnis gemacht haben. Alle anderen müssen per Distanzunterricht lernen.
Auch das an den Schulen tätige Personal soll sich mindestens zweimal wöchentlich selbst testen, auch im Fall der Notbetreuung. Für Kinderbetreuungseinrichtungen bleibt es dagegen bei den bisherigen Regelungen inklusive der Schließung mit dem Angebot einer Notbetreuung ab einer Inzidenz für 100. In der Mitteilung der Staatskanzlei hieß es, kleinen Kindern seien weder regelmäßige Tests zuzumuten noch könnten von ihnen eigene Vorsichtsmaßnahmen erwartet werden.





















Sehr guter Kommentar, Anita Busch.
Genau so wird es sein, der Rummel in den großen Einkaufsmärkten vor Gründonnerstag und an diesem Super-(Spreader-)Samstag wird die Zahlen in 2 Wochen wieder in die Höhe treiben.
Die Verteilung auf viele (kleinere) Geschäfte wäre mit Sicherheit für das Infektionsgeschehen hilfreicher. So aber ist der kleinteilige Einzelhandel (zu dem auch ich gehöre) seit Mitte Dezember (also seit 3,5 Monaten), unsere Gasthäuser seit November, also seit 5 Monaten, zu, dicht, geschlossen, Berufsverbot. Was hats gebracht? Die Inzidenzzahlen gerade in unserer Region Ostbayern, an der Grenze, sind weiter gestiegen, obwohl wir alle geschlossen sind. Also, wir "Kleinen" im Einzelhandel, oder die Gastronomie vor Ort sind sicher nicht schuld an steigenden Infektionszahlen.
Jetzt sollen also 1 Tag ALLE (man traut sich also mal an die großen Konzerne) geschlossen sein, am Samstag solls nur Lebensmittel geben (bin gespannt wie das abgegrenzt werden soll).
Wir Kleinen im Handel könnten uns da eigentlich drüber freuen, weil es endlich auch mal die "Großen" trifft (die bis jetzt aus den Schließungen der anderen nur Nutzen gezogen haben - da werden "rein zufällig???" jetzt viel mehr Spielwaren, Gartengeräte, Haushaltswaren, Klamotten usw. angeboten)
Aber auch uns "Kleine" trifft das: an diesen zwei neuen, "faulen Feiertagen" dürfen wir unser "click and collect", also "anrufen oder vor der Tür bestellen, und abholen" auch nicht mehr anbieten. Dabei würden sicher viele Kunden noch etwas für Ostern brauchen. Und wenn einer kommt und klingelt, weil er dringend noch Eierfarben, Osterkörbchen, oder eine Lammbackform braucht, soll ich ihn verjagen oder mach ich mich strafbar??? Das kanns wohl nicht sein... (Ich könnte ihn ja mit den Eierfarben oder der Lammbackform auf nach Ostern vertrösten, wenn ich wieder zur Abholung aufmachen darf, dann kann er die Eierfarben doch bestimmt auch noch brauchen, oder das Osterlamm für seine Enkel auch nach Ostern backen und es ihnen ins längst gefundene Osternest legen???).
Ich finde, solche Ministerpräsidentenkonferenzen mit der Bundeskanzlerin sollten spätestens um 24 Uhr beendet werden und alle sollten erst mal schlafen gehen. Am nächsten Vormittag um 10 oder 11 könnten sie sich, ausgeschlafen und mit Zeit zum nachdenken, wieder treffen und weiter beraten... dann würden nicht solche haarsträubende und unsinnigen Beschlüsse rauskommen wie dieses Mal.
Was soll der ganze Schwachsinn???
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Der radikale Lockdown über Ostern ist bedenklich, da sich die Menschen in den noch verbleibenden Tagen vermehrt mit Einkäufen und "schnell mal noch jemanden treffen" sich einer weit größeren Ansteckungsgefahr aussetzen. D.h. selbst wenn die Zahlen kurz nach Ostern runter gehen sollten, spätestens in 14 Tagen werden sie wieder gut steigen. Es wäre politisch besser gewesen,beim Lockdown die gut ausgelegten Hygienekonzepte bei allen Wirtschaftsunternehmen und beim gesellschaftlichen Leben sich zunutze zu machen und moderat durch eine geringere Nutzerfrequenz auf viele kleinteilige Strukturen zu verteilen und dass Inzidenzien in dünn besiedelten ländlichen Räumen nicht mit städtischen Gebieten vergleichbar sind, auch nicht über die Inzidenz pro 100000 Einwohner sollte nach einem Jahr Corona auch mal auf der politischen Ebene angekommen sein. Der viel zitierte "gesunde Menschenverstand" sollte wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen. A.B.
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