Einen unbefangenen und humorvollen Blick auf hochkulturelle Werke der Malerei und der Bildenden Kunst ermöglicht derzeit die "Duckomenta" in Schwarzenbach an der Saale (Landkreis Hof). Im Erika-Fuchs-Haus, dem Museum für Comic und Sprachkunst, wird eindrucksvoll nachgewiesen, dass sich - fast unbemerkt - die Enten seit Jahrtausenden in unsere Kultur eingeschlichen haben. Kaum ein berühmter Künstler, der sie nicht verewigt hätte. Brueghel, Dürer, Spitzweg, Dali, Lichtenstein: Man erkennt ihre Bilder auf den ersten Blick. Doch auf den zweiten Blick sieht man, dass sie anders sind, als man sie in Erinnerung hat.
Paul Gauguins gemalte Südsee-Träume präsentieren polynesisch-bunt "Enten am Strand". Unter Monets "Seerosen" taucht geheimnisvoll eine Gestalt mit schwimmhäutigen Watschelfüßen hindurch. Diese berühmten "MomEnte der Kunstgeschichte", wie die Ausstellung im Untertitel heißt, hat Museumsleiterin Alexandra Hentschel nach Schwarzenbach geholt. Noch bis 10. März sind die Exponate hier zu sehen.
Reale Malerei
Alles Originale übrigens, sorgfältig und kunstvoll produziert in den Techniken der alten Meister. Diese Werke sind keine Computer-Manipulationen, sondern reale Malerei und Bildhauerei. Die Künstlerinnen und Künstler der "Duckomenta" versuchten, sich bei ihrer Arbeit auch dem Geist der Vorbilder zu nähern, nicht nur der äußeren Erscheinung. Zu sehen sind einige der bedeutendsten Kunstwerke aller Zeiten - uminterpretiert mit Schnabel und Entenfüßen.
Seit mehr als dreißig Jahren ist die "Duckomenta" in vielen Kunstmuseen zu Gast. Gut zwei Millionen Menschen haben die amüsante Ausstellung mit Meisterwerken aus drei Jahrtausenden seit der Premiere 1986 gesehen. Rund 500 Exponate hat die Berliner Künstlergruppe Inter-Ducks um Professor Dr. Eckhart Bauer inzwischen zusammengetragen, viele davon sind eigens für diese Schau der Kunstgeschichte des Entenhausener Paralleluniversums geschaffen worden.
Alexandra Hentschel hat sechzig Werke für ihr Haus ausgesucht, alles erlesene Stücke. So die "Venus von Willenduck", eine Schwester der 30000 Jahre alten Figurine aus Willendorf. Oder die Büste der ägyptischen Pharaonin Duckfretete. Wiedererkennungswert hat auch die kapitolinische Wölfin, die die Gründer Roms, Romulus und Remus, säugt. Oder sind es hier doch Donald Ducks Neffen Trick und Track? Ganz in der Nähe steht eine "Nana" à la Niki de Saint Phalle. Was man in der Kunstwelt kaum wusste: Sie hat ihre markant-üppigen Fantasiefiguren wohl manchmal auch mit Micky-Maus-Kopf geformt.
Entenähnliche Wesen
Die Inter-Ducks-Künstler glauben augenzwinkernd, dass immer wieder unbekannte Objekte alter Kulturen auftauchen, verschollen geglaubte Ölbilder, gut erhaltene Skizzen, erstaunliche Skulpturen. Eines haben alle gemeinsam: Dargestellt werden entenähnliche Wesen in scheinbar vertrautem Umfeld. Die akribische Forschung von Inter-Ducks hat ergeben: Seit Anbeginn der Zeit haben "Anatide" (Entenähnliche) unter uns gelebt. Sie begleiteten die Menschen von der Steinzeit zu den Hochkulturen der Antike, durchlebten mit ihnen das Mittelalter, die Renaissance. Nachweise ihres Einflusses gibt es auch im Barock, im Klassizismus, in der Romantik und in der Kunst der Moderne des 20. Jahrhunderts. Und: Die "Ver-Entung der Welt", die kulturelle Besitznahme von Alltag und Kunst durch Enten, ist nach wie vor im Gange.
Service
Ausstellung: „Duckomenta – MomEnte der Kunstgeschichte“. Bis Sonntag, 10. März.
Ort: Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst, Bahnhofstraße 12, 95126 Schwarzenbach an der Saale.
Öffnungszeiten: täglich, außer montags, von 10 bis 18 Uhr.
Kontakt: 09284/9498120
Begleitprogramm: Öffentliche Führung am Sonntag, 24. Februar (11 Uhr). Kunstgeschichtliche Führung mit Kunsthistorikerin Beatrix Münzer-Glas am Donnerstag, 14. Februar (18.30 Uhr), zum Thema „Verfremdungen und Adaptionen“. „Kunst für Kinder ab sieben Jahren“ am Samstag, 9. Februar (17 Uhr).





















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