Bayern
20.11.2025 - 03:46 Uhr

In traditionsreicher Porzellanstadt schließt die Fertigung

Der Porzellanhersteller BHS tabletop gibt seine Produktionsstätte im Fichtelgebirge auf. Das Unternehmen nennt Gründe, Politik und Gewerkschaft reagieren bestürzt.

BHS tabletop will bald nicht mehr in Schönwald produzieren. (Archivbild) Bild: picture alliance / dpa
BHS tabletop will bald nicht mehr in Schönwald produzieren. (Archivbild)

Die Pläne des Porzellanherstellers BHS tabletop, die Produktionsstätte Schönwald zu schließen, sorgen im Nordosten Bayerns für Bestürzung. Die Nachricht sei ein schwerer Schlag für die Stadt Schönwald und die ganze Region, sagte der Landrat des Kreises Wunsiedel im Fichtelgebirge, Peter Berek (CSU). Es sei für ihn „noch gar nicht vorstellbar, dass in Schönwald, nach all der Tradition und Bedeutung von Porzellan, ab 2028 kein Brennofen mehr beheizt werden soll“.

Das Unternehmen hatte angekündigt, die Fertigung in Schönwald spätestens Ende 2027 einzustellen. Parallel plane man, den Standort Weiden „schrittweise zu einem zentralen Kompetenzzentrum für automatisierte Porzellanherstellung weiterzuentwickeln“. Die Logistik in Selb bleibe bestehen.

Das sagt die Gewerkschaft

Wie viele Stellen konkret wegfallen sollen, ist noch nicht bekannt. Das Unternehmen selbst schreibt, man plane eine „verantwortungsvolle Anpassung der Belegschaft“. Nach BHS-Angaben sind derzeit rund 350 Menschen in Schönwald beschäftigt.

„Viele Menschen verlieren ihre berufliche Perspektive – trotz jahrzehntelanger Loyalität gegenüber dem Unternehmen“, kommentierte Iris Schopper, stellvertretende Bezirksleiterin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), die Entscheidung des Unternehmens. „Das ist ein harter Einschnitt für viele Familien und die Region.“ 

Diese Gründe nennt das Unternehmen

BHS tabletop nannte Gründe für die Veränderungen - und zwar „massiv steigende Standortkosten, komplexe Prozesse und stagnierende Märkte“. Unternehmenschef Gernot Mang sagte laut Mitteilung, die „Neuausrichtung“ bringe zwar kurzfristig schwierige Einschnitte, schaffe mittelfristig aber Stabilität und Wachstum. Gehe man diesen Weg, dann habe BHS tabletop eine Zukunft „in Deutschland, in Bayern, hier in der Region“.

Unter dem Dach von BHS tabletop finden sich traditionsreiche Marken wie Bauscher und Schönwald, die auf eine lange Geschichte in der Porzellanbranche zurückblicken. Seit 2017 ist das Unternehmen Teil der Serafin Unternehmensgruppe. Bekannt ist BHS tabletop vor allem für Produkte für Gastronomie und Hotellerie.

Porzellanherstellung mit langer Tradition

Die Porzellanherstellung hat im Nordosten Bayerns eine lange Tradition. Die Schönwalder Porzellanfabrik wurde 1879 gegründet. Doch in den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Tiefschläge, wie 2009 die Insolvenz des bekannten Unternehmens Rosenthal aus Selb. 

Rosenthal geriet vor einigen Monaten erneut in Turbulenzen und beschloss ebenfalls das Aus für einen Produktionsstandort, nämlich für Speichersdorf im Landkreis Bayreuth.

Die jetzige Entscheidung von BHS tabletop, Schönwald als Produktionsstätte aufzugeben, sei ein weiterer Tiefschlag für den „Porzellanlandkreis“ Wunsiedel, sagte Landrat Berek. Es gingen auch wieder Arbeitsplätze in der ehemaligen Leitindustrie der Region verloren. „Damit natürlich Wirtschaftskraft, Wertschöpfung und all das, was damit verbunden ist.“ Die Folgen für die Beschäftigten selbst seien „hochdramatisch“.

© dpa-infocom, dpa:251120-930-315737/1

 
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