Bayern
08.12.2023 - 11:57 Uhr

Vergiftete Wildvögel: Oberpfalz trauriger Spitzenreiter

Auch in diesem Jahr hat der LBV wieder zahlreiche Naturschutzdelikte dokumentiert. Die meisten vergifteten Greifvögel stammten aus der Oberpfalz. Das häufig verwendete Nervengift kann auch für Kinder und Haustiere gefährlich werden.

Für besonders großes Aufsehen hatte im Sommer der Fall eines toten Seeadlers im Landkreis Amberg-Sulzbach gesorgt. Archivbild: Hans Heimler/exb
Für besonders großes Aufsehen hatte im Sommer der Fall eines toten Seeadlers im Landkreis Amberg-Sulzbach gesorgt.

Vom vergifteten Seeadler bis hin zu erschossenen Wildvögeln: In Sachen Naturschutzkriminalität ist die Oberpfalz 2023 trauriger Spitzenreiter. Der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und die Gregor-Louisoder Umweltstiftung (GLUS) haben im Rahmen ihres gemeinsamen Projekts "Tatort Natur" zahlreiche Fälle von Naturschutzdelikten dokumentiert.

Für besonders großes Aufsehen hatte im Sommer der Fall eines toten Seeadlers im Landkreis Amberg-Sulzbach gesorgt. Er starb laut LBV an einer Vergiftung mit dem Rattengift Brodifacoum. Ob es sich dabei um eine vorsätzliche Vergiftung des Greifvogels handelt oder der Seeadler möglicherweise ein anderes Tier fraß, welches das Gift vorher aufgenommen hatte, ist laut LBV schwer nachzuvollziehen.

Tatort Landkreis Regensburg

Die Jahresbilanz für ganz Bayern beinhaltet neben sechs Fällen, in denen geschützte Vogelarten beschossen wurden, auch 19 nachweislich vergiftete Eulen- und Greifvögel. Besonders häufig kam dabei das Nervengift Carbofuran zum Einsatz. "Dieses Nervengift ist bereits seit 2007 in der EU verboten und kann bereits bei Hautkontakt ernste gesundheitliche Folgen haben – besonders für Kinder und Haustiere", so Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter für Naturschutz. Die meisten vergifteten Greifvögel stammten aus der Oberpfalz, insbesondere aus dem Landkreis Regensburg, heißt es in einer Pressemitteilung des LBV. Auch in Niederbayern, Oberbayern, Mittel- und Oberfranken konnten die Naturschützerinnen und Naturschützer Vergiftungsfälle nachweisen.

Storch stirbt durch Giftköder

Insgesamt 86 tote Vögel wurden im Laufe des Jahres 2023 vom LBV dokumentiert. Ist die Todesursache des Vogels bei einer Obduktion nicht ersichtlich, leitet der LBV für gewöhnlich eine toxikologische Untersuchung ein. In dem Fall eines toten Rotmilans im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, gehen die Naturschützer von einer gezielten Tötung aus: Dort fanden LBV-Aktive neben dem vergifteten Vogel auch eine vergiftete Hauskatze und mehrere präparierte Giftköder.

Am häufigsten von Naturschutzdelikten betroffen waren Uhu (sechs), Rotmilan (vier) und Mäusebussard (vier). LBV und GLUS gehen darüber hinaus von einer hohen Dunkelziffer an Naturschutzdelikten aus. Häufig bleiben diese Delikte laut Lindeiner folgenlos für die Täter. Jeder Bürger kann laut LBV vermeintlich getötetes Tier oder Giftköder auf der Homepage von "Tatort Natur" melden. Parallel müssen die Fälle auch bei der Polizei gemeldet werden. Inzwischen gibt es laut LBV einen Handlungsleitfaden für alle Polizeibehörden in Bayern, damit zukünftig noch mehr Delikte aufgeklärt werden können.

Amberg12.07.2023
Hintergrund:

"Tatort Natur": Jahresbilanz 2023 für die Oberpfalz

  • 6 Vergiftungen: fünf Fälle im Landkreis Regensburg, ein Fall in Hahnbach (Landkreis Amberg-Sulzbach)
  • 3 Beschüsse: zwei Fälle Landkreis Regensburg, ein Fall im Landkreis Cham
  • 1 Totfund: Landkreis Cham
  • 4 Mal Verdacht auf Vergiftung: zwei Fälle Landkreis Neustadt/WN, jeweils ein Fall in den Landkreisen Regensburg und Amberg-Sulzbach
  • Betroffene Vogelarten: Rotmilan(3), Uhu (3), Mäusebussard (2), Seeadler, Wanderfalke, Habicht, Turmfalke, Weißstorch und "weitere Tierart"
 
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