Die beiden eröffnen den gut besuchten Kammermusikabend mit Altmeister Johann Sebastian Bach: Seine Sonate G-Dur BWV 1027 ist in einer Version für Gambe mit Tasteninstrument, aber auch für zwei Flöten und Basso Continuo überliefert. Bei der Darstellung mit Violoncello und modernem Klavier könnten die beiden Melodiestimmen auf Augenhöhe stehen, eine Etage darunter die linke Hand am Klavier mit der Bassstimme. Diese Balance stimmt an diesem Abend bei den langsamen Sätzen, bei den schnellen dominiert das Klavier, vor allem der Basso Continuo gerät arg gewichtig. Spannend, wie das rhythmisch bestens aufeinander eingespielte Duo erfreulichen Mut zu improvisierten Verzierungen und Melodievarianten beweist. Der kultiviert und sicher musizierende Cellist überzeugt durch stilsicheren Umgang mit Vibrato und lebendiger Tongestaltung via Bogenführung. Besonders farbig und bewegend gelingt den beiden der dritte Satz, das Andante.
Musikant Schulhoff
Dann wird die weitgehend unbekannte Cellosonate op. 17 des 1894 in Prag geborenen Reger-Schülers Erwin Schulhoff aufgelegt, der 1942 tragisch im Lager auf der Wülzburg bei Weissenburg zu Tode gekommen ist. Kim und Günter spielen das Jugendwerk des 20-Jährigen mit feurig-kraftstrotzendem Überschwang in den schnellen und glutvoll-schwärmerischer Leidenschaft in den langsamen Sätzen. Volksmusiknah, sprudelnd redefreudig das Menuett, mit munterer Vitalität das Terzen-schwangere Finale. Da beschwört Schulhoff noch einmal mit Überzeichnung, Witz und Ironie selige Zeiten spätromantischer Traditionen.
Meister Max
Ein komplexeres, reifes, tiefgründigeres Werk ist Max Regers a-Moll-Sonate op. 116 (1910). Es kreist um die Themen Endlichkeit und Ewigkeit, Zweifel und Hoffnung (Julius Berger). Koboldhaft-irrlichternd das Scherzo, das Duo stellt es spukhaft-irreal dar. Sehr verinnerlicht, mit einem Spektrum an fein schattierten Stimmungen musizieren sie das Largo. Vordergründig volksliedhaft packen sie den Schlusssatz an. Hier gelingt eine gute Balance - zuvor waren einige Piano- und Pianissimo-Passagen im Klavier überbelichtet und das Cello ins Hintertreffen geraten. Als vorzügliches Instrument mit sehr profiliertem Charakter erweist sich der Steingraeber-Flügel: Farbenreich, mit einer Spannweite von knurrig-kernigen Bässen bis zu abgerundet-leuchtendem Diskant, klar trennende Register, selbst tief liegende Akkorde klingen nie mulmig. Als Zugabe eine Miniatur von Richard Strauss.
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