Passanten fanden in der Nacht auf den 19. August 2020 in einem Ortsteil von Bayreuth den leblosen Körper eines Fahrradfahrers. Bei der rechtsmedizinischen Untersuchung stellte sich heraus, dass der 24-Jährige gewaltsam getötet wurde. Dafür wurde offenbar ein Messer benutzt. Die Ermittlungen der über 30-köpfigen Soko Radweg und der Staatsanwaltschaft Bayreuth blieben bislang erfolglos.
Zusammen mit Profilern der Operativen Fallanalyse Bayern (OFA) bittet die Soko Radweg nun die Bevölkerung um Mithilfe. Den Ermittlungsstand fasst der Leiter der Sonderkommission, Kriminaldirektor Uwe Ebner zusammen: "Derzeit gibt es keine Person aus dem Umfeld des Täters mit einem Motiv, die mit der Tat in Verbindung gebracht werden kann." Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei dem jungen Mann um ein Zufallsopfer handelt. Derzeit schließen die Ermittler ein Raubdelikt aus.
Täter mit Ortskenntnissen und Tötungswillen
Auch Kriminalrat Alexander Horn, der Leiter der OFA Bayern, betont, dass das Zusammentreffen des 24-Jährigen und des Täter wohl zufällig war. „An dem etwas abgelegenen und zur Tatzeit dunklen Tatort erfolgte eine sofortige Gewaltanwendung, ohne dass es zu einem Kampf kam", so Horn. Offenbar war der Täter für eine Tag vorbereitet und führte bereits ein Messer mit sich. Der Profiler ergänzt, dass der Täter anscheinend "mit absolutem Tötungswillen handelte" und sich ein zufälliges Opfer aussuchte. Nach Einschätzung der Spezialisten dürfte es sich um einen männlichen Täter handeln, der vermutlich über Ortskenntnisse verfügt. Bereits im Vorfeld könnte der Täter in der Nacht im Stadtgebiet unterwegs gewesen sein. Auf das Alter des Angreifers wollten sich die Ermittler nicht festlegen.
Psychische Erkrankung oder Tötungsfantasien
Zu dem beschriebenen Motiv des Täters gibt es laut Kriminalrat Horn zwei mögliche Varianten. Einerseits ist es denkbar, dass der Täter psychisch krank sei. „Hierbei sind Gefühle, wie irrationale Angst und die Abwehr subjektiv empfundener Bedrohungen, handlungsleitend", so Horn. Auch sei es möglich, dass Medikamente unregelmäßig eingenommen wurden. "Das kann zu emotionaler Instabilität und Reizbarkeit führen", so der Profiler. "Wegen einer möglichen Bedrohung werde häufig eine Waffe oder ähnliche Gegenstände mitgeführt", schildert Horn.
Es könnte aber auch sein, dass der Täter eine Tötungsfantasie umsetzte. Eine solche Fantasie entstehe beispielsweise durch Videos, Spiele und Gewaltdarstellungen im Internet, erklärte Horn. "Häufig zeigen solche Täter eine hohe Affinität zu Waffen, haben das Bedürfnis mit diesen zu hantieren und auch zu posieren."
Polizei lobt Belohnung für Hinweise aus
Nach einigen bereits veröffentlichten Details zu den Ermittlungsergebnissen ist es für Kriminaldirektor Uwe Ebner wichtig, dass sich auch die Bevölkerung mit den Einschätzungen der Profiler auseinandersetzt. Der Soko-Leiter bittet um Mithilfe und appelliert: „Prüfen sie bitte, ob sich in ihrem sozialen Umfeld, wie Bekanntenkreis oder auch unter den Arbeitskollegen, womöglich eine Person befindet, auf die die geschilderten Lebensumstände und Verhaltensweisen zutreffen und teilen sie uns dies bitte mit. Derartige Hinweise können wir selbstverständlich auch vertraulich behandeln!“
Hierbei ist laut Profiler zu bedenken, dass nicht alle Aspekte umfassend zutreffend sein müssen. Sofern allerdings gewisse Übereinstimmungen mit Personen festgestellt werden, bitten die Ermittler – auch im Zweifel – um eine Kontaktaufnahme mit der Kriminalpolizei Bayreuth unter der Tel.-Nr. 0921/506-2444. 10.000 Euro hat die Kriminalpolizei Bayreuth für Hinweise ausgelobt, die zur Aufklärung der Tagführen könnten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.