Mut zur Innovation zählt zu den Markenzeichen des in Köln lebenden Pianisten Herbert Schuch. Für seine neueste CD hat er elf Bagatellen Ludwig van Beethovens mit der ebenfalls elfteiligen „Musica Ricercata“ von György Ligeti gemischt. Das Ergebnis gehört zu den spannendsten Entdeckungen der gegenwärtigen Klassik-Szene. Vor der dritten Runde seines Beethoven-Sonaten-Zykluses am 12. Mai im Stadttheater Amberg hat er der Kulturredaktion fünf Fragen zum neuen Album beantwortet:
ONETZ: Wann ist Ihnen die Idee zur Kombination von Beethoven und Ligeti in den Sinn gekommen?
Herbert Schuch: Das war wie so oft ganz zufällig: Das Beethovenfest in Bonn wollte eine Kombination von Beethoven mit einem Werk des 20. Jahrhunderts, und hatte bei mir nachgefragt. Ich hatte in der Zeit gerade die Bagatellen von Beethoven im Programm und bin über die seltsame Zahl elf auf die Musica Ricercata von Ligeti gekommen - das sind ja auch genau elf Stücke. Und dann habe ich es gleich ausprobiert und dachte: Das kann richtig gut werden.
ONETZ: Wo liegen die musikalischen Verbindungen der beiden Komponisten?
In vielerlei Hinsicht: Vor allem in der Art, wie beide Komponisten sich von ihrer damaligen Umwelt musikalisch inspirieren lassen. Beethoven hat immer wieder Bezüge zur Volksmusik, die er genial verfremdet. Genauso bei Ligeti: Da spürt man einerseits die Lebendigkeit der ungarischen und rumänischen Volksmusik, andererseits steckt einem immer wieder ein Kloß im Hals und man fühlt sich beklemmt - so muss sich das Leben im Kommunismus der 50er-Jahre angefühlt haben. Genial, wie Ligeti das einfängt.
ONETZ: György Ligeti ist, wie Sie auch, in Rumänien aufgewachsen. Hat das in irgendeiner Form Einfluss auf Ihren Zugang zu den elf Stücken der „Musica Ricercata“?
Ich bin lustigerweise überhaupt nicht mit der rumänischen Folklore aufgewachsen, als ich noch dort gelebt habe. Im Gegenteil: Meine Eltern haben mich zu den traditionellen deutschen Volkstänzen der Banater Schwaben geschickt, davon gibt es noch Fotos von mir im Kostüm. Insofern ist Ligeti für mich eine tolle Gelegenheit, so die andere musikalische Seite meiner Herkunft nachzuholen.
ONETZ: Ludwig van Beethoven feiert nächstes Jahr seinen 250. Geburtstag. Steckt in dem Album auch ein vorgezogenes Geschenk?
In gewisser Weise schon, aber bei Beethoven kümmert es mich nicht ob es ein Jubiläum gibt - die Musik ist immer da, ganz präsent bei mir.
ONETZ: Beethoven dominiert Ihren aktuellen Terminkalender, nicht nur mit dem Amberger Sonaten-Zyklus, sondern auch mit den Klavierkonzerten, Kammermusik oder als Recital - geht der große Klassiker immer oder brauchen auch Sie mal eine Pause?
Beethoven geht tatsächlich immer. Vor allem weil seine Musik immer etwas Widerborstiges hat - man kann als Musiker nicht darüber „verfügen“, sondern muss sich jedes Werk jedes Mal neu erkämpfen. Das bewahrt mich vor Routine und ist so belebend, auch im Vergleich zu manch anderen Komponisten.
Das Album "Bagatellen" ist am 12. April bei CAvi-Musik in Co-Produktion mit BR-Klassik erschienen. Am Sonntag, 12. Mai um 17 Uhr setzt Herbert Schuch seinen Beethoven-Sonaten-Zyklus im Stadttheater Amberg fort. Auf dem Programm stehen die Sonaten Nr. 4,9 und 10 sowie die berühmte Sonate Nr. 8 "Pathétique". Karten im Vorverkauf bei der Tourist Information Amberg, Hallplatz 2, Tel. 09621/101233.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.