Wieviel Aufbruch wohin wagt die CDU? Fünf Wochen haben die Kandidaten Friedrich Merz, Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbauer noch für ihren Schaulauf bis zum Parteitag in Hamburg. Wer letztlich siegt, ist verblüffend offen.
Vor allem Merz bietet sich als Erlöser an. Dabei ist Merz, der demnächst seinen 63. Geburtstag feiert, gerade mal ein Jahr jünger als Angela Merkel. Ein Generationenwechsel sieht anders aus. Merz' Markenzeichen sind zugleich seine Schwächen: neoliberal, nah an der Finanzwirtschaft, Mann. Er zieht die Sehnsucht nach alten konservativen Werten auf sich, steht wie kein anderer dafür, dass die Sozialdemokratisierung der CDU und die "Weiberwirtschaft" im Kanzleramt zu Ende sein könnten. Doch genau damit haftet ihm auch der Ruf an, von vorgestern zu sein.
Für Generationenwechsel und Politikwechsel zugleich steht Spahn. Aber der 38-Jährige ahnt vermutlich, dass für ihn CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur noch zu früh kommen. Sein bisher einziges herausragendes Verdienst: Er wagte es, sich als Gegenpol zu Merkel zu profilieren. Das ist ein bisschen wenig. Dabei ist Merz und Spahn gemeinsam, dass sie das beste Wiederaufbauprogramm für die SPD wären.
Am wenigsten befriedigt Kramp-Karrenbauer die Sehnsucht nach Aufbruch und konservativer Rückbesinnung. Die Generalsekretärin ist Merkels Wunschkandidatin - genau das könnte ihr zum Verhängnis werden. Der Merkel-Überdruss ist mächtig. Ihre einzige Chance besteht darin, dass Merz und Spahn die Konservativen in der CDU spalten. Gut möglich, dass noch einer von beiden zugunsten des anderen auf eine Kandidatur verzichtet.
Das Abstimmungsergebnis wird ziemlich genau zeigen, wo die CDU nach 18 Jahren Merkel wirklich steht. Für einen Rechtsruck mit Merz oder Spahn zahlt die Union in der Mitte. Offen, selbst für Jamaika, bleibt die CDU wohl nur mit Kramp-Karrenbauer.
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