Von Dominik Altmann
Eine Frau steht am Freitagnachmittag vor dem Parkplatz gegenüber der Festwiese. Sie kann es noch gar nicht fassen. Die Polizei hat sie grade aus der Wohnung in Cham-West geholt. Drei Beamte standen in der Tür, da war sie kaum von der Arbeit daheim, berichtet sie aufgebracht. Die Dame wohnt im Haus, unweit des Fundes einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die hielt die Kreisstadt ab Mittag in Atem – und eine Menge Rettungskräfte auf Trab. Eile war geboten.
Bei vorbereitenden Arbeiten haben Spezialisten den Sprengsatz gefunden. Luftbilder und Aufzeichnungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs hätten einen möglichen Fund bei Bauarbeiten nahegelegt. So war es dann auch. Ab Mittag pressierte es dann, erklärte leitender Feuerwerker. Sebastian Braun. Anlässlich der im Landratsamt einberufenen Pressekonferenz verriet er Details zur Bombe. Demnach handelt es sich dabei um eine britische Fliegerbombe mit Langzeitzünder. Ihr Gewicht liegt bei etwa 250 Kilo mit einer Sprengmasse von etwa 105 Kilogramm. Mit Freilegung der Bombe begann der Wettlauf mit der Zeit für die Rettungskräfte. Der Zustand der Bombe war ab da „fragil und instabil“, so Braun. Gegen 19.30 Uhr war der Sicherheitsbereich daher geräumt, die Feuerwerker begannen mit der Entschärfung der Bombe. Das war gegen 20.20 Uhr erledigt. Die Behörden gaben Entwarnung.
Unter den Bahngleisen, keine 100 Meter von einem Wohngebäude entfernt lag das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Es schlummerte gut 75 Jahre in der Erde, ehe es am Freitag zurück ans Tageslicht kam. Weil die Bombe gut drei Meter tief in der Erde in der Aufrechten stand und sie den Zünder nicht sahen, vermuteten die Spezialisten eine Bombe mit unberechenbaren Langzeitzünder. Daher war eine umgehende und weitläufige Räumung um den Fundort notwendig. Die Zeit drängte. Als die Bombe dann freilag, war klar: Es handelte sich hier nur um einen Aufschlagzünder, aber trotzdem nicht ungefährlich.
Feuerwerker Sebastian Braun erklärte, das Innenleben hätte hier zum Problem werden können. Wenn das Kupfer der Übertragungsladung mit dem Sprengstoff reagiert, könnten Kristalle entstehen und die seien recht empfindlich. Nach der erfolgreichen Entschärfung folgt der Abtransport der Bombe und deren Zerlegung, so Braun.
Den politisch Verantwortlichen, Landrat Franz Löffler und Chams Bürgermeister Martin Stoiber, lobten Feuerwehr- und Rettungskräfte in höchsten Tönen. Es war immerhin bereits der zweite Großeinsatz nach dem Hotelbrand in Rimbach, der sie auf den Beinen gehalten hat. Dafür sprach ihnen Löffler „Respekt und Dank“ aus. Einmal mehr hätten sie ihre Leistungsfähigkeit bewiesen. Präzise und wirkungsvoll haben sie gearbeitet und so eine schwere Lage gemeistert, konstatierte er nach der Entschärfung.
Stoiber stieß ins selbe Horn und sprach den Bewohnern der betroffenen Wohnhäuser seinen Dank aus. Sie seien kooperativ gewesen, was eine rasche Evakuierung und damit den Weg frei für eine erfolgreiche Entschärfung machten.
In Absprache mit den Experten errichteten Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei eine Bannmeile mit einem Radius von 300 Metern, um die Fundstelle. Die lag westlich der Weiherhausstraße an der Bahnlinie in Cham. Etwa 700 Leute holten die Einsatzkräfte aus ihren Häusern. Im Laufe des gesamten Nachmittags waren hunderte Einsatzkräfte im Stadtgebiet unterwegs, um Personen aus 16 Straßenzügen zu evakuieren. Wer nicht bei Verwandten eine Bleibe gefunden hat, der kam in der Stadthalle unter. Etwa 85 Menschen fanden sich dort letztlich. Für Fragen hatte das Landratsamt eine Hotline eingerichtet.
Neben gut 250 Einsatzkräften der Feuerwehr und den Polizisten aus Cham, Regensburg und Amberg machten sich die Hilfskräfte daran. Es ging von Haus zu Haus, um jeden aus seiner Wohnung zu bringen. Das BRK half mit 120 Leuten bei Krankentransporten wenn nötig. Außerdem unterstützte das THW den Einsatz.
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