Der Journalismus wird vor allem „fern der eigenen Parteineigung verortet“: Das ergab eine repräsentative Befragung des Instituts für Journalistik (IJ) an der Technischen Universität (TU) Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa. Wie die TU dazu erläutert, hätten vor allem Anhänger der CDU und der AfD das Bild eines „grünen Journalismus“, während SPD- und Grünen-Anhänger genau umgekehrt empfinden würden. Die Befragung, so schreibt die Uni in einer Presse-Info, ist Teil der Langzeit-Studie „Journalismus und Demokratie“, bei der das IJ und Forsa regelmäßig erheben, welche Erwartungen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen an den Journalismus haben.
Das vermuten die Befragten
Bei der Studie ist laut TU herausgekommen: Die Befragten, die den Sozialdemokraten und den Grünen nahestehen, hätten die Vermutung, dass die meisten Journalistinnen und Journalisten in Deutschland eher der CDU zuneigen. Anhängerinnen und Anhänger der CDU und vor allem der AfD gingen wiederum von einer Nähe des Journalismus zu den Grünen aus. Fast die Hälfte der AfD-Anhänger (47 Prozent) sehe eine Nähe des Journalismus zu den Grünen, bei den CDU-orientierten Befragten seien es 25 Prozent. 39 Prozent der Befragten würden keine Nähe der Journalisten zu einer bestimmten Partei vermuten.
"Auch in Bezug auf die Mediennutzung zeigen sich deutliche Unterschiede", stellt die TU Dortmund fest: Menschen, die der SPD, der CDU und den Grünen nahestehen, nutzten zu einem hohen Anteil öffentlich-rechtliche Medien, um sich über das aktuelle Geschehen zu informieren. Unter AfD-Anhängern sei der Anteil derer, die alternative Nachrichtenseiten und Gruppenchats auf Messenger-Diensten bevorzugen, besonders groß. "Die Studie zeigt ein abweichendes Mediennutzungsverhalten von AfD-nahen Befragten im Vergleich zu den Anhänger*innen aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien", hebt die Universität hervor.
"In Kürze werden wir Indizien dafür erhalten, wie es in Bezug auf die Parteineigung im Journalismus tatsächlich aussieht", kündigt der Leiter des Forschungsprojekts am Institut für Journalistik, Professor Michael Steinbrecher, in einer Pressemitteilung an. Denn parallel zur Befragung des Publikums würden im Rahmen der Studie "Journalismus und Demokratie" auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem Journalismus und aus der Politik befragt.
Wer es mit der AfD halte, unterscheide sich auch "diametral von allen anderen in der Einschätzung der Glaubwürdigkeit des Journalismus", haben die Verfasser der Studie herausgefunden. Nur sieben Prozent der AfD-Anhänger würden den Journalismus in Deutschland ganz generell für glaubwürdig halten. Unter den Anhängern der Grünen hingegen seien es 80 Prozent. Und so urteilt Dr. Felix Flemming, Studienleiter bei Forsa: "Dem Journalismus in Deutschland wird von einer Mehrheit weiterhin eine hohe Glaubwürdigkeit attestiert. Wir stellen aber auch eine weitere Ausdifferenzierung der Mediennutzung anhand politischer Einstellungen fest, was eine stärkere Polarisierung der politischen Debatten wahrscheinlicher macht."
Die Publikumsbefragung fand heuer im Frühjahr statt, sie dauerte gut zwei Wochen. Befragt wurden nach Angaben der TU 1004 Personen (51 Prozent Frauen, 49 Prozent Männer) ab 18 Jahren im Rahmen des Online-Panels forsa.omninet.
So denken Leser über uns
Die Vorliebe für eine Partei beeinflusst auch die Meinung über Oberpfalz-Medien maßgeblich. So hören wir regelmäßig, dass wir entweder ein "tiefschwarzes" oder aber ein "links-grün versifftes Blatt" seien. In meiner Korrespondenz mit Lesern finden sich Mails, in denen es unter anderem heißt: "Der NT hat sowieso den Ruf, eher schwarz zu sein", "Der neue Tag hat sich immer weiter zu einer verkappten Parteizeitung der CSU entwickelt" oder zum Beispiel: "Ich meine, dass Ihr Verlag der CSU sehr nahe steht, ja geradezu hörig erscheint." Weil ihm die Berichterstattung über einen Politischen Aschermittwoch missfiel, nannte ein Leser unsere Zeitung den "verlängerten Arm der CSU" und glaubte, eine "Ignoranz der anderen demokratischen Parteien" zu erkennen.
Auf der anderen Seite beschweren sich Leser, die es wohl eher mit der CSU halten, ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit darüber, dass die Christsozialen immer so schlecht wegkämen. "Eine gute SPD-Zeitschrift, die die CSU angreift", schimpfte ein Leser. Ein anderer warf uns vor, viele Berichte seien "die reine Unterstützung für die bundesweit nicht nennenswerte SPD". Der nächste Leser unterstellte der Redaktion gar "einen traditionellen Hass gegen die CSU, der in der DNA des neuen Tag verankert zu sein scheint".
Und eine Leserin hatte diese Sicht: "Regelmäßig wird die Bayerische Staatsregierung, insbesondere Ministerpräsident Markus Söder, oft auch sehr zynisch kritisiert." Bei einem weiteren Leser geht die Kritik wieder in die gänzlich andere Richtung: Der neue Tag, so sagte er, sei doch wirklich "ein CSU-naher Verlag".
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