München
08.03.2021 - 18:33 Uhr

Auch Diebe "leiden" unter Corona

Die Kriminalitätsbelastung in Bayern ist vergangenes Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1979 gefallen. Besonders positiv verlief die Entwicklung in der Oberpfalz.

Ein Mann schiebt in einem Geschäft heimlich eine Speicherkarte in seine Jackentasche. Die Zahl der Ladendiebstähle in Bayern ist rückläufig. Bild: Felix Kästle/dpa
Ein Mann schiebt in einem Geschäft heimlich eine Speicherkarte in seine Jackentasche. Die Zahl der Ladendiebstähle in Bayern ist rückläufig.

Die von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag vorgelegte Kriminalitätsstatistik für Bayern weist 563187 registrierte Straftaten aus. Das sind 4774 Fälle weniger als im Vorjahr (- 0,8%). Die Zahl der Straftaten je 100000 Einwohner ging damit um 1,2 Prozent auf 4291 zurück. Am stärksten sank die Kriminalitätsbelastung in der Oberpfalz. Dort verringerte sich die Häufigkeitszahl je 100000 Einwohner um 5,6 Prozent auf 3665. In Oberfranken stieg sie dagegen um 4,1 Prozent auf 4542.

Während in den meisten Deliktsfeldern auch coronabedingt weniger Straftaten verzeichnet wurden, stieg die Zahl der im Internet festgestellten Verstöße deutlich an. Angesichts einer Gesamtaufklärungsquote von 66,4 Prozent, der höchsten seit 1995, sprach Herrmann von einem "phänomenalen Ergebnis". In den Zahlen nicht enthalten sind die – ebenfalls rückläufigen – Verstöße gegen das Asyl- und Aufenthaltsrecht, die keinen unmittelbaren Einfluss auf die Kriminalitätsbelastung haben.

Der Rückgang der Fallzahlen in Bayern errechnete sich vor allem aus einem Minus bei den Diebstahlsdelikten von 12670 (-8,7%). Gut ein Fünftel des Rückgangs entfiel auf Ladenddiebstähle. Die Ursache dafür sah Herrmann in geschlossenen Geschäften während der beiden Lockdown-Phasen im Frühjahr und vor Weihnachten. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche sank um 3,7 Prozent auf 4181, den niedrigsten Wert seit 2010. Rückläufig waren auch die Gewaltkriminalität (-2,2%) und die Zahl der Rauschgiftdelikte (-2,6%). Gegen den Trend stiegen dabei die Crystal-Fallzahlen um rund 20 Prozent auf 2166. Nachdem die Maßnahmen in Bayern und Tschechien massiv verschärft worden seien, kämen die Crystal-Importe nunmehr verstärkt aus den Niederlanden, berichtete Herrmann.

Ein deutliches Plus von 20 Prozent gab es bei den über das Internet verübten Straftaten. Hier wurden 35652 Fälle aktenkundig. Der dadurch verursachte Schaden erhöhte sich um rund 50 Prozent auf 28,8 Milliarden Euro. Herrmann ging in diesem Deliktsbereich jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. Die meisten Fälle betrafen Warenbetrug. So wurde online bezahlte Ware entweder nicht geliefert oder gelieferte Ware nicht bezahlt. Mit den Corona-Hilfen zugenommen haben auch die Fälle von Subventionsbetrug. Allerdings konnten davon laut Herrmann 98,6 Prozent der Fälle aufgeklärt werden. Eine deutliche Zunahme gab es zudem bei Betrugsfällen durch "falsche Polizisten". Hier wurden 17662 Fälle registriert, 5500 mehr als im Vorjahr. Die Täter erbeuteten dabei rund 9,5 Millionen Euro. Seltener angewandt wurde dagegen der "Enkeltrick".

Die Befürchtung, dass die Fälle häuslicher Gewalt durch die Corona-Einschränkungen stark steigen könnten, lässt sich laut Herrmann zumindest nicht aus der polizeilichen Statistik ablesen. Demnach gab es hier nur ein Plus von 0,4 Prozent auf 20.134 Fälle. Um fast 25 Prozent gestiegen ist dagegen die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Dies ist aber laut Statistik vor allem auf eine starke Zunahme der Verbreitung pornografischer Inhalte über das Internet zurückzuführen. Allerdings stieg auch die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen um gut 200 auf 1278.

 
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