Elbart bei Freihung
14.10.2019 - 15:40 Uhr

Kleine Verneigung vor einem ganz Großen

Willi Sommerwerk gibt Reinhard-Mey-Abend in der Kulturscheune Elbart

Willi Sommerwerk gastierte mit seinem persönlichen Reinhard-Mey-Potpourri in der Kulturscheune Elbart. Bild: aks
Willi Sommerwerk gastierte mit seinem persönlichen Reinhard-Mey-Potpourri in der Kulturscheune Elbart.

Es sind nicht gerade kleine Fußstapfen, die sich Willi Sommerwerk für sein zweites Konzert in der Kulturscheune Elbart ausgesucht hat. Schließlich gelten die Lieder des deutschen Edel-Singer-Songwriters Reinhard Mey zum Besten, was die Liedermacher-Kunst zu bieten hat.

Bereits beim Auftakt des nostalgischen Abends wird eines glasklar: Willi Sommerwerk ist nicht Reinhard Mey. Die Sprachfärbung ist hörbar anders und auch der melodiöse Stimm-Schmelz und der charakteristische prononcierte Sprachduktus des Originals lassen sich nun mal schwer kopieren.

Klugerweise meidet Sommerwerk daher viele der großen Lieder, die noch jeder fest verwurzelt im Ohr hat und bringt viel Material auf die Bühne, das man nicht so ohne weiteres von der ersten Note an mitsingen könnte. Wie er selbst sagt, spielt Mey vieles davon nicht mehr in seinen Konzerten, aber „es sind die Lieder, mit denen wir alt geworden sind“.

Zu hören sind vor allem frühe Somgs, die es Sommerwerk angetan haben, seit er 1968 zum ersten Mal mit Reinhard Meys Kunst in Berührung kam. Seine Auswahl bindet der Cover-Solist stets in kleine Schlaglichter zu Entstehungszeit oder -geschichte ein, was so manchen Text in einem persönlicheren Licht schimmern lässt.

Spätestens mit Reinhard Meys späterer, familienorientierter Phase hätten sich die Wege aufgrund der unterschiedlichen Lebenskonzepte voneinander entfernt, berichtet Sommerwerk. Wie es sich aber bei tieferer Verbundenheit manchmal so ergibt, habe ihn einige Jahre später bei einem Konzert im Münchner Circus Krone gerade das Lied „Allein“ doch wieder zurück in den alten Bann gezogen.

Da so eine Reminiszenz wie in der Kulturscheune selbstredend nicht völlig ohne die klassischen Ohrwürmer auskommt, streut Willi Sommerwerk in jeden der drei Blöcke einen oder zwei Hits. Es musste also niemand ohne „Ankomme Freitag, den 13.“, „Der Mörder ist immer der Gärtner“, „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“ und „Über den Wolken“ nach Hause gehen.

Und wer ein bisschen beschlagen war in Sachen Reinhard Mey, der konnte auch den offiziellen Abschluss mühelos voraussagen – natürlich „Gute Nacht Freunde“. Die Zugabe „Die Mauern meiner Zeit“ wiederum erwies sich als letzte respektvolle Verneigung vor Reinhard Meys zeitloser Scharfsicht in Sachen gesellschaftlicher Missstände und Verwerfungen.

 
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