Mit Büchern wie „Emil und die Detektive“ ist Kästners Name unauslöschlich verbunden. Bei Epigrammen wie „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ liegt die Urheberschaft schon nicht mehr so sicher auf der Zunge. Zumindest nicht vor dem Abend mit Johannes Kirchberg, der zentrale Aspekte der Kästner- Biografie ausschließlich aus Original-Zitaten rekonstruiert.
Dafür schlüpft der aus Leipzig stammende Chansonnier nicht in die Rolle des Dresdners Literaten, Johannes Kirchberg ist Erich Kästner. Was er aus den Romanen, Briefen, Postkarten zusammengesammelt und zu einem Lebensbogen verbunden hat, komprimiert er vorwiegend in stilistisch passende Lieder.
Ein hervorragender Pianist ist Kirchberg nämlich auch: Seine reduziert eingängigen Melodien korrespondieren perfekt mit Kästners prägnant pointierter Sprache. Und dabei noch lässig mit übergeschlagenen Beinen seitlich zum Instrument zu sitzen – das muss man erst mal können.
So wie bei Erich Kästner nie ein demonstrativ erhobener Zeigefinger zum Einsatz kam, so kann auch Kirchberg sehr gut auf Belehrungen verzichten: Wer Ohren und Herz offen hatte, der machte sich selbst seinen Reim auf das , was sich an traurigen und tragischen Momenten hinter der humoristischen Verarbeitung verbarg.
Der Druck, als einzige Lebens-Spielkarte der hingebungsvollen Mutter Ida zum Erfolg verdammt zu sein, die erschütternde Charakterlosigkeit gerade der Berühmten und Mächtigen, das Schreibverbot inklusive Bücherverbrennung im Dritten Reich – da bleibt bei aller Freiheit von Larmoyanz das Lachen doch schon mal im Hals stecken.
Die ungebrochene Aktualität der scharfsichtigen Analysen sorgte ebenfalls für Gänsehaut, etwa wenn der unerschütterliche Menschenfreund Kästner zum Eingreifen aufruft, sobald Not herrscht und Hass gesät wird. Und er verrät auch, wie es gelingen kann: „Auf das Gewissen hören, Vorbilder suchen, der Kindheit gedenken und Humor erwerben“.
Nicht hoch genug anzurechnen der bei aller Nachdenklichkeit stets unbeschwert gehaltene Grundsound des Abends - alles kann, nichts muss. Die letzten Worten blieben allerdings nicht Kästner, sondern Johannes Kirchberg selbst vorbehalten: Mit einem Appetizer aus seinem Programm „Wie früher. Nur besser“ lenkte er die Aufmerksamkeit auf eines seiner anderen Standbeine, das „Unpolitisch korrekte Kabarett“.
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