Elbart bei Freihung
18.02.2020 - 11:20 Uhr

Obstbaum des Lebens

„Altern ist nichts für Feiglinge“, stellt Monika Blankenberg auf der Kleinkunstbühne in Elbart fest und macht mit ihrem gleichnamigen Programm Mut, dem Leben freien Lauf zu lassen.

Über "Yogurt und Pilatus - oder wie diese ganzen Fitness-Trends heißen, deren Bewegungsabläufe auch Namen haben", empörte sich die Kölsche Dame. Monika Blankenberg versuchte sich mit Barbara Becker anhand ihrem Turnvideo zu messen und blieb dabei stecken. Körperwahn sei nichts für sie. Bild: Dagmar Williamson
Über "Yogurt und Pilatus - oder wie diese ganzen Fitness-Trends heißen, deren Bewegungsabläufe auch Namen haben", empörte sich die Kölsche Dame. Monika Blankenberg versuchte sich mit Barbara Becker anhand ihrem Turnvideo zu messen und blieb dabei stecken. Körperwahn sei nichts für sie.

Zweifelsohne ist Monika Blankenberg voller Selbstironie und Selbstakzeptanz und diese projiziert sie auch gekonnt auf ihr Publikum. Denn, wie Günter Preuß bei der Begrüßung seiner Gäste weiß, ohne Humor habe man im Spiel des Lebens schlechte Karten. Letztere spielten der Kölner Kabarettistin in die Hand, um drei geniale Programme über das Älterwerden auf die Bühnen im deutschsprachigen Raum zu bringen.

Ihre Nische habe Monika Blankenberg gefunden, weil sie in keine Schublade passe. Nicht jung genug, nicht sportlich genug, nicht schön genug. Während die Zeit davonrenne, könne man diese auch nutzen, um über die vier Buchstaben, die das Wörtchen bilden, zu elaborieren. ZEIT: Zähne ersetzen ist teuer. Oder: Zärtlichkeit, Ehe, Irritation, Trennung. Und schon habe man wieder Zeit. Wortspielereien auf Kölsch liegen ihr praktisch auf der Zunge.

Von der eigenen Pubertät bis zu den Wechseljahren verschmäht sie keine Situation. Obgleich sie sich an den Bezeichnungen für Frauen stört. Männer hätten es da schon einfacher. Midlifecrisis klinge nach Leben – Klimakterium nach Intensivstation. Über die Vorteile des weiblichen Älterwerdens werde aber nie berichtet. Viele Frauen würden ein ganz neues Leben beginnen und sei es nur die Beendigung ihrer Ehe.

Der Obstbaum des Lebens schließe niemanden aus. Von der Blüte bis zur Reife, überreif, Wurm durchlöchert bis zum Fallobst. Da helfe auch die Anrede „junge Frau“ oder „junger Mann“ nicht mehr. Im Alter werde man gesellschaftlich zum Kleinkind, das ohne sprachliche Verniedlichungen nichts verstehe. Das Schnitzelchen passend zum Senioren-Tellerchen – satt werde sie davon nicht.

Etwas Selbstmitleid sei allen vergönnt und damit sie dabei nicht gestört werde, hänge sie ein Schildchen zur Warnung an die Tür. „Ich altere gerade“. Wenn die depressive Phase ihr Ende genommen hat, drehe sie den Hinweis um: „Hereinspaziert, bin frisch saniert!“ Vom Fitnesswahn im Schlabberlook über Yoga auf Youtube – Monika Blankenbergs Analyse ist lebensecht und authentisch. Auf der Bühne der Kulturscheune Elbart glänzt sie nicht nur mit glitzerndem Zwinkersmiley-Shirt und roten Chucks – schauspielerische Improvisation gehört ebenso zu ihrem Repertoire. „Altern ist nichts für Feiglinge“ ist der kabarettistische Mutmacher für alle, die Angst vor Falten haben.

 
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