Dass die Mitglieder der Tanzcompagnie mit eigenen Choreographien aufwarten, hat am Theater Regensburg eine lange Tradition. Denn auch vor der Zeit des derzeitigen Tanzchefs Yuki Mori gab es solche Veranstaltungen. Seit Mori die Leitung der Sparte Tanz inne hat, heißen diese Produktionen "Tanz.Fabrik!".
Am Sonntagabend kam nun bereits die "Tanz.Fabrik! sieben" im Regensburger Theater im Velodrom zur Uraufführung und wie immer erlebte man auch dieses Mal wieder ein wahres Feuerwerk an Kreativität. Aber dieses Mal steigerte sich der Ideenreichtum und die Intellektualität in der eineinhalbstündigen Produktion mit sieben Choreographien derart, dass man hier nur einzelne Punkte herausgreifen kann.
Neu war zum Beispiel, dass auch ein Schauspieler an der Produktion beteiligt war. So entwickelten Jonas Hackmann und die Tänzerin Louisa Poletti in ihrem mit "Staged" betitelten Beitrag ein gemeinsames Konzept, das Poletti dann in ihrer Choreographie umsetzte. Herausgekommen ist dabei ein äußerst originelles und humorvolles kleines Tanz-Schauspielstück, das zwischen den beiden Genres raffiniert changiert und den Theaterglauben ebenso auf die Schippe nimmt wie den Grund, warum Schauspieler und Tänzer überhaupt ihren Job machen. Interessanterweise kommt die Choreographie größtenteils ohne Musik aus und wird hauptsächlich zum gesprochenen Text getanzt.
Simone Elliot beschäftigt sich in ihrer Choreographie mit dem Thema Gender. Im modernen Ausdruckstanz setzt sie unter dem Titel "Naked Twirl" die Problematik der überkommenen Vorstellungen zu diesem Thema in Bewegungsenergie um. Allein schon der Anfang wirkt originell, als die drei Tänzerinnen und zwei Tänzer synchron im Stehen blitzschnell in Rücklage gehen und diese Originalität setzt sich während der gesamten Choreographie fort. Sehr intellektuell aber keinesfalls verkopft, sondern amüsant-ironisch kommt das neue Tanzstück "Ampelmenschen" des polnischen Gastchoreographen Maciej Kuzminski daher. In chronologischer Folge zeigt er mit ausdrucksstarken Figuren vom Bodentanz bis zu eingearbeiteten klassischen Elementen zu Radiofragmenten, Wagners "Walkürenritt", der DDR-Hymne und dem Titellied zum "Sandmänchen aus dem DDR-Fernsehen den Wechsel politischer Systeme.
Auch die Choreographien "Action at a Distance" von Péter Dániel Matkaicsek, "Dissolving Silence" von Tiana Lara Hogan, "A Sacred Glade" von Simone Elliot und "Afterglow" von Rei Okunishi sowie die Kostüme und das Bühnenbild von Bianca Leonie Bauer bereichern diesen äußerst kreativen und originellen Tanzabend auf großartige Weise. Die sehenswerte Produktion steht noch am 12. und 14. Juli auf dem Spielplan.
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