Zum letzten Mal auf dem Weiberfasching war ich mit 18 Jahren. Damals hat mich mein Vater hingefahren. Direkt von der Party aus ging es am nächsten Tag in die Schule. Diesen Februar sollte ich zehn Jahre später wieder zurück nach Moosbach, dieses Mal als Reporterin. Aber bevor ich überhaupt zu der Sause fahren konnte, ist am Tag davor mein Auto nicht mehr angesprungen. Die Werkstatt meines Vertrauens hatte schon geschlossen, also musste mich mein Vater abholen. Ganz wie damals zu Teenager-Zeiten.
Am nächsten Morgen musste ich mit dem Bus ins Nachbardorf fahren, um den Autoschlüssel abzugeben. Nur so konnten die Männer von der Werkstatt das Auto aus dem Parkhaus in Weiden abholen. Glücklicherweise musste ich erst nachmittags in die Arbeit. Die Fahrt mit dem Bus verlief problemlos. Nachdem der Schlüssel übergeben war und der Werkstattleiter mir mitleidig lächelnd versichert hat, sich zu kümmern (es könnte sein, dass ich schon öfter bei ihm vorstellig war, seit ich das Auto vor knapp einem Jahr gekauft habe), wollte ich schnell wieder heim.
Mein persönliches Glück hatte aber andere Pläne: Der Bus kam ausnahmsweise überpünktlich und fuhr mir zwei Minuten vor geplanter Abfahrt vor der Nase davon. Ich hätte eine Stunde in der Kälte sitzen können, aber es hatte unter zehn Grad und war für meinen Geschmack mehr als ungemütlich. Also ging ich zu Fuß. Sind ja nur vier Kilometer, da ist man doch schnell zu Hause, oder? Menschen, die sportlicher sind als ich, wahrscheinlich schon. Ich habe knapp eine Stunde gebraucht. Dann hat es natürlich auf halber Strecke zu regnen angefangen und natürlich hatte ich keinen Schirm dabei. Und um mir meine Unsportlichkeit noch einmal zu beweisen, ist der nächste Bus gerade an mir vorbeigefahren, als ich in meine Straße eingebogen bin.
In die Arbeit musste ich immer noch irgendwie kommen. Meine Rettung war meine 85-jährige Oma, die Taxi gespielt hat. Danke Oma! Sie hat auch darüber gelacht: "Dich hab ich schon lang nimmer gfahrn!" Ich war schon mit den Nerven am Ende, aber das Highlight des Tages wartete noch auf mich: Weiberfasching. Helau oder so. Nach Hause kam ich dann wieder durchs Elterntaxi. Da fühlt man sich fast wieder wie 18.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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