Deutschland und die Welt
26.03.2019 - 15:18 Uhr

Die Freiheit des Uploads endet beim Download der Kreativen

Der Streit um die Deutungshoheit über die Freiheit im Netz hat ein vorläufiges Ende. Die Abgeordneten im EU-Parlament stimmten mit deutlicher Mehrheit für die Reform des Urheberrechts.

Kommentar von Jürgen Herda
So sieht Karikaturist Tomicek das Thema "Upload-Filter". Bild: Tomicek
So sieht Karikaturist Tomicek das Thema "Upload-Filter".

Auch die Umstrittenen Artikel 11 – ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage – und Artikel 13 – Plattformen wie YouTube müssen schon beim Hochladen überprüfen, ob Inhalte urheberrechtlich geschütztes Material enthalten – wurden abgenickt.

Unstrittig ist: Die Freiheit des Hochladens endet dort, wo die Existenz ganzer Berufsgruppen gefährdet ist: Es ist eben nicht allgemeines Recht, Texte, Bilder, Songs und Videos dritter, in die viel Arbeit und Kreativität investiert wurde, kostenlos zu verramschen. Nach der gleichen Logik könnte man Nachbars Auto der Allgemeinheit zur Verfügung stellen – weil‘s praktisch ist.

Internet-Giganten versus Filmindustrie

Die Digitalisierung hat im kreativen Bereich bereits Honorare und die Zahl der Arbeitgeber geschrumpft, das Recht am eigenen Werk ist im Netz schwerer durchzusetzen als gegen Verleger und Medienhäuser. Klar ist aber auch: Während vordergründig junge YouTuber auf der Straße gegen das Gesetz Sturm liefen, das ihre Freiheit wohl eher peripher einschränken dürfte, organisierten hinter den Kulissen mächtige Akteure – dagegen die Internetgiganten mit Google/YouTube an der Spitze, dafür die Film- und Musikindustrie, Verwertungsgesellschaften und Verlage.

Wie bei allen Gesetzen liegt der Teufel eher im Detail: Die 100 Millionen Dollar teure Technik, die Google bisher einsetzt, um problematisches Material zu erkennen, ist immer noch fehleranfällig – neben geschützten oder problematischen Inhalten (Kinderporno, Terrorismus, Rache-Ponos) werden auch unbedenkliche Filmchen herausgefiltert. Ganz zu schweigen von Mash-ups, Songs, die musikalische Themen kreativ variieren – über sie streiten Experten schon ohne Upload-Filter.

Fazit: die Urheberrechtsreform ist nicht der Untergang des freien Internets. Die nationalen Parlamente müssen das Gesetz jetzt handwerklich sauber umsetzen und Lösungen finden, um nicht Kreativität, sondern wirklich den Diebstahl geistigen Eigentums zu bestrafen.

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Deutschland und die Welt26.03.2019
 
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