War es nicht ein Stall, in dem jemand geboren wurde, dem das Geplärre von den Weihnachtsmärkten unserer Zeit auf den Nerv gegangen wäre? Die Kulturscheune im Freihunger Ortsteil Elbart diente einst als solche Unterkunft für vierbeinige Kreaturen und ist somit herausragend geeignet für die Schilderung dessen, was vor über 2000 Jahren in Bethlehem geschah.
In Oberpfälzer Mundart
Man muss nur die richtigen Leute finden, die deutlich machen können: Dieses Bethlehem hätte auf jedem Fleck der Erde sein können. Kulturscheunen-Besitzer Günter Preuß tut dies jedes Jahr und er stößt bei seiner Suche seit neun Jahren auf Menschen, die in immer neuen Gedanken das Geschehen der Weihnacht schildern.
Heuer also Günter Escherl aus Freudenberg. Auf der Grundlage von Ludwig Thomas "Heiliger Nacht" hat er das Ereignis von Bethlehem in die oberpfälzische Mundart transferiert. Escherl liest nicht nur. Er sieht sich veranlasst, einzelne Rollen in dieser Geschichte zu übernehmen. Das zieht seine Zuhörer in atemloses Verharren.
Der als Volksschauspieler bekannte Senior wird zum Hirten auf dem Feld, er gibt bei der Herbergssuche die Protagonisten der Hartherzigkeit, wird zum keifenden Weib und drückt Gutmenschen den Stempel einer versöhnlichen Hilfsbereitschaft auf. Weil eben nicht jeder so ist wie der Hausknecht, der die Frage an ein Obdach suchendes Paar stellt: "Was wollt's denn ihr?"
"Lichta drunt im Tal"
Den arroganten Schlittenfahrer lässt Escherl "mit der Goißl schnalzn". Er lenkt den Blick auf "Lichta drunt im Tal" und stellt die Frage, warum denn diesen Heiland nur die Armen gesehen haben. In einer Krippe und von Bescheidenheit derer umgeben, die das Glück hatten, diesen Stern über dem Stall aufgehen zu sehen. Bis heute ein Symbol und ein immerwährendes Zeichen dafür, dass Herkunft und Hautfarbe noch nicht einmal eine marginale Rolle spielen. Eine große Aufführung in dieser prächtig umgebauten Scheune. Mit Reinhold Escherl, der auch die leisen Töne in Szene setzen kann. Zum Schluss diese: "Die höchste Freid' wird Eich verkündt', im Stadel drin liegt das Christuskind!" Das war, weiß Gott, ein Stück Einstimmung. Weitab von denen, die da glauben, man müsse das bevorstehende Fest mit "Jingle Bells" und einem rotnasigen Rentier namens Rudolph begrüßen.
Die passenden Klänge liefern sieben Männer und Frauen von der Stubenmusik Bogner aus Weiherhammer. Mit Hackbrett, Gitarre, Flöte und Gesang. Auch das ein Stück Wohltat auf der Flucht vor Bratwurstsemmel und Glühwein. Bedankt vom Hausherrn Günter Preuß: "Weihnachten ist unausweichlich. Darum machen wir das hier auf unsere Weise." So ist dieser Freihunger Advent längst eine ausverkaufte Kultveranstaltung mit gleichzeitiger Bescherung.
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