"Boogie ist ein Zaubermittel", sagt der Kulturscheunenbesitzer Günter Preuß zur Begrüßung in Elbart. Freilich nicht so eines, wie es der Druide mixte, um Obelix in den Topf zu tauchen. Gleichwohl aber waren die Macher dieser vor vielen Jahrzehnten aus der Taufe gehobenen Musikrichtung so etwas wie Magier mit Weitblick.
Geniale Ausgangsbasis
Zu den Boogie-Woogie-Leuten gesellten sich damals nordamerikanische Fährtensucher, die den Blues und den Swing erfanden. Männer wie Arthur Crudup, der 1935 nicht ahnen konnte, dass er später mit "That's Allright" den Startschuss zum Rock 'n' Roll setzen sollte. Elvis Presley gab ihn auf seine Weise und löste eine musikalische Revolution aus. Sie dauert bis heute an.
Boogie Woogie, Blues (nicht allein nur aus dem Mississippi Delta) und der Swing haben eine geniale Ausgangsbasis für die Musik unserer Tage gebildet. Deutlich gemacht durch Frank Muschalles Trio, das in der Kulturscheune vor einem begeisterten Publikum zur Tat schritt. Drei Stunden lang eine schwungvolle Mischung. Mit Frank Muschalle am Piano und damit einem Mann, der die flotten drivigen Töne ebenso drauf hat wie das melancholische Zwischenspiel. Erst ein Ausflug nach Chicago, dann "If you're not mine". Der Gesang spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Doch wenn er in den Vordergrund rückt, erweist sich Dirk Engelmeyer als einer, der nicht nur seine Trommeln perfekt beherrscht. Engelmeyer kann auch den Blues mit seiner Stimme zum Ereignis machen.
Zum Fingerschnippen
Die Reise, angeführt von den drei Herren auf der Bühne, führt durch Amerikas Musik in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Balladen und immer wieder Swing zum Fingerschnippen. Dazwischen Boogie und, gewissermaßen als Sahnehäubchen, der "Sheik of Araby". Plötzlich ist es, als säße Fats Domino, der diese Nummer auch einmal gemacht hat, höchstpersönlich auf dem Kavierhocker.
Die Leute in der Scheune gehen mit. Muschalle bezieht sie ein und setzt alle in den "Freight Train", den einst Elizabeth Cotten zum Rollen brachte. Schnörkellos, stampfend und mitreißend schön. Der Pianomann und seine Mitstreiter Dirk Engelmeyer (Drums) und Matthias Klüter (Bass) setzen der "Big Fat Mama" ein Denkmal, sie zünden Feuerwerke beim "Blues Hangover", schieben "St. Louis Blues" von W. C. Handy dazwischen und liefern eine grandiose Version von Hugh Lauries "Swanee River" ab.
Draußen tobt der Sturm, drinnen das Publikum. Der "Blues for the Nightowls" verklingt erst kurz vor Mitternacht. Schwerarbeit für die Band. Doch es ist spürbar: Sie hat ihren Job in dieser Scheune gerne gemacht.
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