Amerikanische Slang-Liedtexte in der Oberpfalz: Niemand stößt sich hier ernsthaft an handfesten Frivolitäten und Anzüglichkeiten. Stattdessen erfreute sich das Publikum in der Kulturscheune Elbart am Samstagabend am flotten Vaudeville-Blues und Boogie-Woogie-Mix mit Sängerin Scarlett Andrews und Pianist Christian Christl.
Bereits zum dritten Mal legte das Duo einen Stop in Freihung ein, diesmal unmittelbar nach Auftritten auf Rügen und im schweizerischen Rapperswil. Etwaigem Stirnrunzeln ob der ausreichenden musikalischen Fitness entgegnete Christian Christl aber gleich zu Beginn: "Wenn der Musiker müde ist, spielt er besonders geil". Scarlett Andrews singt mit ungebremstem Elan und charmantem Ausdruck. Sie nahm es mit der Blues-Ikone Bessie Smith ebenso auf wie mit der unsterblichen Marilyn Monroe, die einst den Song "You'd be surprised" auf die Erfolgsspur setzte.
Die Umsetzung des bereits im Programm-Namen versprochenen Boogie Woogie übernahm Christian Christl im Mittelteil des Abends. Dabei berichtete er auch von seinen Erfolgen als Klavier spielende Attraktion eines Münchener Friseurs, für den er eigens einen "Barber Shop Rag" komponiert hatte. Gerade hier fiel auf, dass ein fein austarierter Flügel klanglich eben kein abgeranzter Klimperkasten ist.
Damit bei all dem Groove, Temperament und Schwung niemand in der Scheune überhitzte, sorgte Scarlett Andrews für Abkühlung. Allerdings nur, was den musikalischen Rahmen betrifft, denn Songs wie "I need a little Sugar in my Bowl" ließen, an erotischer Hitze nichts, aber auch gar nichts zu wünschen übrig. Da war es nur konsequent, dass selbst der "Handy Man" nicht nur mit handwerklichen Fähigkeiten der heimwerkenden Sorte brilliert. Wer so ein begehrtes Exemplar ergattert hat, möge übrigens, so raten die Künstler, Andrews Rat "Women be wise" als Prophylaxe gegen fremde Begehrlichkeiten beherzigen.
Ungewöhnlich fließend zwischen Programm und Zugaben neigte sich der Abend seinem Ausklang entgegen. Und der war kein Original aus der Vaudeville-Blues oder Boogie- Woogie-Ära, sondern das zeitgenössische Revival "You've got a Friend in me" von Randy Newman aus den "Toy Story"-Filmen - und eine echte Uraufführung obendrein.
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