„Tach Herr Knabenschuh, wie war's“, fragt der Kabarettist an diesem Abend zum letzten Mal. Die Beerdigung seines Programms sozusagen. Denn Knabenschuh, der mit bürgerlichen Namen Uwe Kleibrink heißt, sprudelt nur so vor irrationalen Gedanken aus einem Parallel-Universum, die jetzt ein neues Format annehmen. Ab sofort bringt er seinen Englischen Bulldoggenrüden mit auf die Bühne und fragt „Wer ist der Boss?“. Zwar tapst sein Vierbeiner gemächlich bei Fuß, ermuntert gar das Publikum durch Schnuppereien, aber warum Otiz ihn nun ausgerechnet an diesem Abend begleitet, ist schleierhaft.
Nichtsdestotrotz amüsiert seine phantasievolle Darstellung von Telefongesprächen, die er neugierig in der Öffentlichkeit belauscht. Wenn der Business-Manager zum Beispiel auf seiner Reise den Info-Point am Bahnhof als Treffpunkt angibt, kann es sich am anderen Ende der Leitung nur um Chantalle aus dem Rot-Licht-Millieu handeln. Ebenso unter Bahnreisenden: die Öko-Mutti mit zwei Kindern, deren Doppelnamen allein durch Anblick des Szenarios erkennbar sind, oder auch eine siebenköpfige Renterinnen-Gang.
Ob letztere wohl auch das Phänomen kennt? Das Phänomen einer Nasen- und Nebenhöhlen Operation? Sobald er sein Leid beklagt, hatte es sein Gegenüber schon hinter sich. Selbiges gelte wohl für den Bandscheibenvorfall. Eines gefällt dem alter Ego Knabenschuh besonders gut an seiner langwierigen Genesung: Leck-mich-am-Arsch-Pillen. Seine Regierung, auch als Ehefrau Ingrid bekannt, forderte gleich eine Familienpackung vom Pfleger. Apropos Ingrid. Auch ein höhnischer Beobachter wie Knabenschuh gibt es zu: Frauen finden etwas Gesuchtes problemlos. Männern hingegen bliebe diese Fähigkeit vorenthalten. Ein überdimensionales Gurkenglas galt es, seiner Holden zu überbringen. Er scheitert kläglich und beteuert: „Das war vorhin noch nicht da!“.
Kabarett und Kultur gehen auch bei Knabenschuh Hand in Hand. Der Wuppertaler erzählt von den feinen, kleinen Unterschieden der Martinszüge in Deutschland. Bei ihm zu Hause wäre der elfte November wohl eine Mischung aus Halloween und Heilige Drei Könige. Leuchtende Kinderreihen, die durch psychoterroristisches Singen die Herausgabe von Süßigkeiten erzwingen. Knabenschuh scheint ein Wohltäter zu sein, der sich auch um die Anliegen von Betagten kümmert. Seine jährliche Geburtstags-Stippvisite bei den Alten beendet er als Eierlikörvernichter taumelnd. Schade, dass „Tach Herr Knabenschuh, wie war's“ ad acta gelegt wird. Dennoch kann die oberpfälzische Antwort auf diese Frage nur „Servus und vergelt's Gott“ lauten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.