Für Max Schmatz sollte es der krönende Abschluss des neuen Waldbühne-Stücks werden. Doch die letzte Aufführung von "Das kleine Gespenst" bescherte ihm einen Albtraum: Nach der Vorstellung zündete aus bisher ungeklärter Ursache eine Kanone und verletzte einen Jungen schwer. "Das ist unglaublich. Er tut mir so leid", sagte Schmatz am Tag nach dem tragischsten Vorfall, den die Waldbühne je erlebt hat.
Das ist geschehen: Es war die letzte Aufführung des neuen Stücks "Das kleine Gespenst". Nach dem Schlussapplaus kommen viele der 530 Zuschauer auf die Bühne, wollen sich mit den Schauspielern fotografieren lassen, holen sich Autogramme. Verschiedene Requisiten stehen noch im Bühnenraum. "So schnell können wir die nicht wegräumen, denn nach dem Beifall gibt es kein Halten mehr", betonte Schmatz.
Mit auf der Bühne auch eine Schwarzpulver-Kanone. Diese hätte eigentlich während der Aufführung losgehen sollen. Doch das tat sie nicht. Im Bericht der Kriminalpolizei Regensburg heißt es am Donnerstag: "Eine 36-jährige Mutter aus dem Landkreis Straubing-Bogen sah sich gegen 11.50 Uhr mit ihrem zweijährigen Sohn die Kanone aus der Nähe an. Als das Kind in die Mündung der Kanone blickt, setzte die Treibladung unvermittelt und aus noch unklaren Gründen um und verletzte das Kind schwer im Kopf- und Oberkörperbereich." Schmatz korrigiert diese Version nun etwas: Zeugen hätten gesehen, dass die Mutter mit dem Bub am Arm an der Kanone vorbeigegangen sei, als sie gezündet habe. Warum, kann sich der Spielleiter nicht erklären. "Es war alles ausgeschaltet. Und Zeugen sahen auch, dass niemand an der Kanone dran war", beteuert er. Neben dem Bub wurde auch die Mutter leicht am Arm verletzt. Der Vater erlitt laut einem Bericht der Kripo einen Schock. Ein Rettungshubschrauber brachte das Kind nach der Erstversorgung durch Notarzt und Rettungsdienst in eine Schwabinger Spezialklinik, wo die Brandverletzungen behandelt werden. Lebensgefahr bestand nach Auskunft der Kriminalpolizei für den Jungen nicht, die Mutter wurde ambulant versorgt.
Am Freitag ließ die Kriminalpolizei auf Nachfrage wissen, dass es dem Jungen bereits viel besser gehe. Anders als zunächst angenommen, handle es sich um keine Brandverletzungen dritten Grades. Der Bub sei lediglich am Oberkörper verletzt worden und nicht auch im Gesicht, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Er werde in einer Spezialklinik in München behandelt.
Das konnte gestern auch Max Schmatz bestätigten. Er stand noch am Donnerstag in engem Kontakt mit der Familie. "Ich habe mit dem Vater gesprochen, ihm gesagt, dass es uns unheimlich leid tut", so der Waldbühne-Regisseur. Vom Vater habe er erfahren, die Chancen stünden gut, dass der Zweijährige wohl keine bleibenden Schäden davontrage. "Das ist das Allerwichtigste." Unmittelbar nach dem Vorfall hat die Kriminalpolizei Regensburg die Kanone beschlagnahmt. Ihre Ermittlungen sollen nun ergeben, wie es zu der Zündung kam. Hierzu wurde ein Gutachter beauftragt. "Die Ermittlungen müssen nun auch klären, ob und in welcher Form ein Fehlverhalten von verantwortlichen Personen vorlag", so die Kriminalpolizei.
Das ist auch Max Schmatz bewusst. "Das ist ein reines Unglück", beteuert er. Mutmaßungen über das Warum will er im Zuge des laufenden Verfahrens nicht äußern. Für ihn und die Spielschar stehe jetzt das Wohl des kleinen Jungen im Vordergrund. "Bei uns ist jeder sehr kaputt. Jeder hängt rum", schildert er die Stimmung seiner Akteure, die am Freitag und Samstag mit den letzten Aufführungen von "Das Dschungelbuch" und "Die kleine Hexe" die Saison beenden. Wie wohl kaum ein anderer ist Max Schmatz selbst betroffen. Er etablierte die Märchenbühne vor knapp 30 Jahren, um Kindern eine Freude zu bereiten. "Und dann das... So etwas ist noch nie passiert. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen", schildert er seine Gefühlslage und beteuert: "Ich habe selber zwei Enkel. Mir tut dieser Bub unheimlich leid. Das war eine Verkettung von unglücklichen Umständen..."















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