Ein Tross von über 35 Fahrzeugen und 8 Motorrädern rollt gegen 10.45 Uhr in Kolonne auf der Autobahn nach Norden. Am Morgen hat der US-Gast noch in Grafenwöhr mit Kommandeuren gefrühstückt. Mike Pompeo war selbst einst in Bindlach bei Bayreuth stationiert. Auf dem Weg nach Vilseck lässt er sich einen Stryker zeigen und fährt im Panzer am Militärmuseum vor. Mittags wird er in Mödlareuth im Landkreis Hof erwartet. Den Weg legt Pompeo auf der "German Autobahn" zurück. Das erforderte einiges an Vorarbeit durch die beteiligten Polizeipräsidien Oberpfalz, Mittelfranken und Oberfranken. Sämtliche Brücken über die A 93 sind während der Durchfahrt der ellenlangen Kolonne für Fußgänger und Fahrzeuge gesperrt.
Veteranen-Ausflug mit Frau
Warum so viele? Ganz einfach: Pompeo reist nicht allein. Mit dabei sind 17 alte Freunde. Allesamt West- Point-Veteranen, die ihn - teils mit ihren Frauen - auf dem "Ausflug in die Vergangenheit" begleiten. Auf eigene Kosten. Alle waren vor der Wende an der deutschen Grenze stationiert. Zur Entourage gehört zudem der Berliner US-Botschafter Richard Grenell und natürlich Pompeos Stab, der Secret Service, Bundeskriminalamt, SEK und und und. In den Vans fährt die "traveling press" mit, Reporter aus den USA.
Immer an der Seite des Ministers ist sein strategischer Berater Ulrich Brechbühl, der ebenfalls Verbindung in die Region hat. Der gebürtige Schweizer, aufgewachsen in New York, war vor der Wende in Bayern (Amberg) stationiert, ebenso seine Brüder Hans (Leiter des Bordercamp Pitman in Weiden) und David. Die ganze Familie pflegt noch immer Kontakte in die Oberpfalz: Die Brechbühl-Brüder sind freundschaftlich verbunden mit Bundespolizist Reinhold Balk aus Hahnbach, der damals am Eisernen Vorhang Dienst tat. Auch Balk und die Brüder sitzen am Donnerstag in den Chevy-Vans nach Mödlareuth.
Bratwürste mit Kraut
Den 48-Einwohner-Ort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze soll sich Pompeo ausdrücklich als Reiseziel gewünscht haben. "Little Berlin" ist eindrucksvolles Symbol der Teilung, die vor 30 Jahren endlich überwunden wurde. Dort wird Pompeo vom Hofer Landrat Oliver Bär sowie dem deutschen Außenminister Heiko Maas erwartet. Gemeinsam absolviert man den Rundgang durch das Museum, geführt von Leiter Robert Lebegern, einem Weidener. Maas hat sich am Vortag noch in die Nesseln gesetzt, als er allen möglichen europäischen Ländern für die Unterstützung bei der Wende dankte - nur den Amerikanern nicht. Eine Schülergruppe zeigt eine Ausstellung. Dann fährt Maas schon wieder.
Pompeo bleibt noch. In der Fahrzeughalle des Museums gibt's Bratwürste mit Kraut und ein Bier dazu. Hier stoßen die US-Veteranen mit 19 bayerischen Grenzbeamten an. Von BGS Deggendorf, Schwandorf, Bayreuth, Nabburg, von Grenzpolizei und Zoll. "Es war eine lockere Runde, viele kannten sich noch", sagt Bundespolizist Balk.
Ein Tag 5G
Fotos gibt's davon nicht. Nur drei deutsche "Pool-Fotografen" (Getty, AFP und Bundespressekonferenz) waren überhaupt zugelassen, lokale Medien gar nicht. Zumindest die 48 Einwohner spüren einen netten Nebeneffekt. Der Ort liegt eigentlich in einem Funkloch. Für den Besuch war extra ein Mobilfunkmast aufgestellt worden. Manche machen ein "Selfie" mit Pompeo.
Der "weiche Start" in den Deutschlandbesuch war bewusst so gewählt worden. Danach ging es nach Leipzig. Richtig politisch dürfte es werden, wenn Pompeo am Freitag in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel zusammentrifft. Dann könnten die Ukraine-Krise und lang diskutierte Streitthemen auf den Tisch kommen, wie der deutsche Nato-Beitrag und die gegen den Willen der USA vorangetriebene Ostsee-Pipeline Nordstream 2.
















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