In ganz Nordbayern gibt es aktuell nur zwölf Betriebe, die am Programm "Die faire Milch" teilnehmen. Einer davon ist der Hof von Christina und Andreas Kunz in Groppenheim bei Waldsassen. Vor zwei Jahren stieg die Agrarbetriebswirtin bei der Marke "Faire Milch" ein. "Weil das Konzept eine Wertschätzung gegenüber den Menschen ist, die in der Landwirtschaft arbeiten", begründet sie. "Es ist möglich, qualitativ hochwertige Lebensmittel tierwohlgerecht herzustellen", betont die Milchbäuerin. Dafür sei aber ein angemessener Preis nötig, den die "Faire Milch" garantiere.
Bauern keine Restgeldempfänger
Denn bei der Marke "Faire Milch" ist der Landwirt nicht der Restgeldempfänger. Wo üblicherweise die Molkerei die Produkte der Landwirten weiterverkauft und der Erzeuger erhält, was vom Geld übrig bleibt, ist es bei diesem Konzept umgekehrt. Bei "Faire Milch" wird errechnet, was dem Milchbauern die Produktion von einem Liter Milch kostet. Daraus setzt sich der Preis der "Fairen Milch" zusammen."Die Programmteilnehmer erhalten einen Milchpreis von aktuell rund 50 Cent pro Liter", erklärt Kunz. Landwirte, die nicht am Programm teilnehmen erhalten im Schnitt etwa 40 Cent pro Liter.
"Die faire Milch" stehe für Qualität sowie eine nachhaltige, verantwortungsvolle Produktion und Tierhaltung, erklärt Werner Reinl, Mitglied im Vorstand von "Fair Food" sowie Kreisvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM). "Die faire Milch" sei gleich mehrfach fair: zu den Kühen und der Umwelt, den Verbrauchern und den Milchbauern. "Die Tiere werden artgerecht gefüttert in einer regionalen Kreislaufwirtschaft. Die Verbraucher erhalten ein hochwertiges Produkt ohne Gentechnik. Dies alles trägt dazu bei, dass die Milchbauern auch in Zukunft von ihrer Arbeit leben können", erklärt Reinl.
Bio-Umstellung vor über zehn Jahren
Die Familie Kunz bewirtschaftet den Mark'n-Hof bereits seit über 200 Jahren. Schon bevor Christina Kunz den elterlichen Hof übernommen hat, war klar, dass damit einige Veränderungen kommen werden. "Intensive Bewirtschaftung war nie mein Fall. Wir wollten einen anderen Weg gehen." Zwischen „Größer werden“ und „Aufgeben“ müsse es doch noch eine Möglichkeite geben, dachten sich Christina und ihr Ehemann Andreas Kunz. Sie betreiben seit 2009 einen zertifizierten Naturland-Biobauernhof und treten für eine nachhaltige Landwirtschaft ein.
2011 baute das Ehepaar einen Aussiedlerstall. Aktuell leben dort 30 Kühe, dazu kommen derzeit 35 Tiere in der Nachzucht. Alle Kühe tragen ihre Hörner. Darauf ist der Boxenlaufstall mit Laufhof ausgerichtet. Von Anfang April bis Ende Oktober dürfen die Kühe tagsüber auch auf die benachbarte drei Hektar große Weide. Die Nachzucht muss im Stall beziehungsweise im benachbarten Freibereich des Stalls bleiben.
Gemolken werden die Kühe an einem Tandem-Melkstand. Im Jahr produzieren die Tiere auf dem Mark'n-Hof zwischen 180 000 und 200 000 Kilogramm Milch. "Letztes Jahr war es etwas weniger", sagt Kunz. Weil es das dritte trockene Jahr in Folge war, wurde das Futter für die Tiere aus Eigenanbau knapp, denn auf den Wiesen wuchs wenig Gras. Die Familie konnte aber Futtermittel für die Milchkühe von anderen Bio-Bauern zukaufen.
Christina Kunz ist nicht nur bei "Faire Milch" und im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) aktiv, sondern auch bei Bio-Naturland sowie Mitglied der Öko-Modellregion Stiftland. Sie lenkt ihr Augenmerk auf Projekte, wo sie aktiv etwas bewirken kann. Die regionale Vermarktung müsste laut Kunz noch vielmehr gestärkt werden.
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Beim Pressetermin war auch Josef Schönhammer von der Interessensgemeinschaft "Gesunder Boden" dabei. Die IG als Netzwerk zwischen Wissenschaft und Praxis strebe eine Kooperation mit den Produkterzeugern an. "Denn unsere Lebensmittel und die Trinkwasserqualität sind direkt vom Boden abhängig", sagte Schönhammer.
„Es ist möglich, qualitativ hochwertige Lebensmittel tierwohlgerecht herzustellen.“
Die faire Milch
- Was ist "Die faire Milch"? Eine Eigenmarke der deutschen Milchbauern.
- Für was steht die Marke? Für Qualität sowie nachhaltige und verantwortungsbewusste Produktion und Tierhaltung.
- Was will die Marke? Einen fairen Lohn für die am Programm teilnehmenden Bauern.
- Auf was verzichten die Bauern? Unter anderem auf Gentechnik im Futter und Futtermittel aus Übersee.
- Wo gibt es "Die Faire Milch"? Im Landkreis Tirschenreuth in einigen Edeka-Märkten sowie kleinen Dorfläden.
- Wie viele Bauern beteiligen sich aus der Region? Derzeit 12 bäuerliche Betriebe aus Nordbayern.













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