Hermannsreuth bei Bärnau
31.08.2018 - 11:45 Uhr

Auf Spuren des Kunstprofessors Rudolf Böttger

Die Arbeitsgemeinschaft "Böttgerweg" des Vereins Via Carolina-Goldene Straße und des Andra-Danu-Verlags lädt ab September zum grenzübergreifenden Mal- und Fototreff in der ehemaligen Sperr- und Todeszone des Eisernen Vorhangs ein.

Magdalena Keilhauer öffnet im September ihre „Windschnurrn“ in Hermannsreuth für ein deutsch-tschechisches Kunst- und Fotoprojekt. Bild: cr
Magdalena Keilhauer öffnet im September ihre „Windschnurrn“ in Hermannsreuth für ein deutsch-tschechisches Kunst- und Fotoprojekt.

Oberstes Ziel des grenzübergreifenden Mal- und Fototreffs ist, die Erforschung des verschwundenen Ortes Paulusbrunn (Pavluv Stundenc) zwischen Bärnau und Tachov. Dementsprechend ist auch der Treffpunkt gewählt: Magdalena Keilhauer - sie war früher Redakteurin beim Neuen Tag - lädt die Teilnehmer in den Kulturstadl "Windschnurrn" in Hermannsreuth bei Bärnau ein. Rainer Christof hat sie dort besucht.

ONETZ: Wie kam es dazu, einen Mal- und Fotografie-Treff in Herrmannsreuth abzuhalten?

Magdalena Keilhauer: Das hat mehrere Gründe. Zum einen liegt der Kulturstadel in nächster Nähe der Grenze und das Streudorf Paulusbrunn ging mit dem Ortsteil Herrmannsreith direkt an meinen heutigen Wohnort. Zum anderen haben wir in unseren Statuten auch stets grenzüberschreitende Aktionen im Auge. Ein Vorteil ist auch: Bei schlechtem Wetter haben wir stets eine Zufluchtsmöglichkeit für viele Personen.

ONETZ: Müssen die Teilnehmer Vorkenntnisse im Malen und Fotografieren mitbringen?

Magdalena Keilhauer: Das sollten sie schon, denn es ist ja kein Kurs mit Einführungen in die Malkunst oder Kunst der Fotografie. Eingeladen sind alle, die am Malen und Fotografieren der Natur Interesse haben. An Motiven bietet die Umgebung eine Menge.

ONETZ: Zum Stichwort Motive: Ist denn da überhaupt etwas zu sehen? Der Ort Paulusbrunn wurde doch von der Landkarte getilgt ...

Magdalena Keilhauer: Das ist richtig. Der Ort existiert nicht mehr. Doch mit offenen Augen zeigen sich viele Überraschungen. Im Mittelpunkt steht die Umgebung um die klassizistische und die neu renovierte Böttgersäule an der Goldenen Straße. Starke Motive bietet der bald nach der Wende reaktivierte Friedhof. Immer wieder stößt der Wanderer auf verlassene Bunker oder eine Panzersperre aus der Zeit des Eisernen Vorhangs. Hinter manchem Hügel liegen noch die Ziegel und Steine der ehemaligen Häuser oder ein altes Feldkreuz.

ONETZ: Die Fahrt zur "Windschnurrn" über den Steinberg und den Flurbereinigungsweg nach Hermannsreuth ist bei schönem Wetter ein Traum. Sind das nicht auch Motive?

Magdalena Keilhauer: Vollkommen richtig. Mit der Natur können wir protzen. Bei klarem Wetter ist südöstlich der Pfraumberg zu sehen oder der Getreidesilo von Bor (Haid), südwestlich geht der Blick bis zum Parkstein, den Steinwald und das Fichtelgebirge. An den Wegen vor Ort stehen uralte Bäume, die von längst vergangenen Zeiten träumen lassen und teilweise einsam in der Landschaft stehen. Die Fauna und Flora auf der tschechischen Seite ist durch die Todeszone nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.

ONETZ: Sind hier öfter Maler oder Fotografen unterwegs?

Magdalena Keilhauer: Gelegentlich sind Menschen mit Fotoapparaten zu sehen. Bei Malern muss ich passen. Doch es gab einen berühmten Maler, den es immer wieder in die Gegend zog.

ONETZ: Nun machen Sie mich neugierig. Wer war das?

Magdalena Keilhauer: Die Teilnehmer gehen auf Spurensuche des Kunstprofessors Rudolf Böttger, dem Sohn von Dr. Böttger. Nach dem Umzug der Familie 1899 von Tachau nach Wien machte Rudolf oft Urlaub im Tachauer Land. Der Künstler kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Regensburg und wirkte bis nach Floß mit seinen Arbeiten. Beim ersten Termin gibt es durch den Leiter der Arbeitsgemeinschaft "Böttgerweg", Rainer Christoph, eine Einführung in die Thematik.

ONETZ: Der Lions Club Goldene Straße in Weiden hat die Schirmherrschaft dieses "Premium-Mal-und Fototreffs" übernommen. Was ist denn das Besondere?

Magdalena Keilhauer: Die Gegend sprüht von meist unbekannten Superlativen: Das Aktionsziel liegt in der Mitte Europas, auf der europäischen Wasserscheide zwischen Elbe und Donau, dem Mittelpunkt der "Landbrücke" und der "Goldenen Straße" Karl IV. zwischen Breslau und Luxemburg. Die Akteure begegnen einer relativ unberührten Landschaft mit mächtigen alleinstehenden Bäumen. Aber es geht auch um das Kennenlernen der Nachbarn und vielleicht gibt es sogar gegenseitige Anregungen um Kenntnisse und Können zu verbessern. Beim zweiten Termin haben wir mit Rudolf Tomsu einen renommierten Gast und Grenzgänger aus Tachov, der einiges über die Grenzsituation zu erzählen weiß.

Info:

Der Treff sollte circa 20 Personen umfassen. Die Teilnahme kostet pro Termin 12 Euro. Drei Termine kosten 30 Euro. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Für mittags können die Teilnehmer ihre Brotzeit selbst mitbringen. Es gibt aber auf Wunsch auch eine Kleinigkeit zu essen (bitte bei der Anmeldung angeben). Geplante Termine sind die Samstage 8./15. und 22. September, von 10.30 bis circa 16 Uhr. Anmeldung bei Magdalena Keilhauer, In der Windschnurrn Hermannsreuth 29, 95671 Bärnau, Telefon 09635/924689 und E-Mail info[at]windschnurrn[dot]de.

 
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