Wieder waren Wahlen, wieder sind Union und SPD abgestraft worden. Und wieder dreht sich hinterher alles nur noch um die AfD: Es wird gefordert, dass man sich von ihr abgrenzen muss, es wird beteuert, dass man nicht mit ihr koalieren will, und es wird darüber sinniert, wie die Partei von Gauland, Weidel, Höcke und Co. es geschafft hat, so viele Wähler zu mobilisieren. Die Antwort auf letztere Frage liefern die Demoskopen: Die AfD wurde oft angekreuzt, um anderen Parteien einen Denkzettel zu verpassen. Damit hat sie zumindest im Osten die Linke als Protestpartei abgelöst, die durch ihre diversen Regierungsbeteiligungen aus Sicht vieler Wähler längst zum Filz der Etablierten gehört.
Am Wahlabend war wieder einmal zu beobachten, dass die Politiker der anderen Parteien nach wie vor nicht wissen, wie sie mit Vertretern der AfD umgehen sollen: Statt ihnen mit Gelassenheit zu begegnen und sie mit ihrer kaum kaschierten Planlosigkeit ins Leere laufen zu lassen, wirft man ihnen gebetsmühlenartig vor, "das Land zu spalten". Es sind solche Attacken, die die Wähler der AfD darin bestätigen, das Kreuz an der richtigen Stelle gemacht zu haben: Protest gelungen.
Wo die selbst ernannte Alternative und ihre Mitglieder den Boden der Demokratie und des Grundgesetzes verlassen, müssen sie gestellt werden, keine Frage. Aber wer die AfD unentwegt wie eine Krankheit behandelt und ihre Wähler wie Aussätzige, wird dem Spuk nie ein Ende bereiten. Der geht nur vorbei, wenn die AfD für die Wähler ihren Reiz verliert. Und das wird sie von ganz allein.
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