Kathrin Anna Stahl und Christina Baumer leben seit Jahren ihren Traum. Sie haben sich als Schauspielerinnen etabliert, stehen regelmäßig für Serien, Filme und Werbungen vor der Kamera. Baumer ist außerdem als Kabarettistin aktiv. Doch dann bremst Corona die zwei Frauen aus. Die Schauspielerinnen berichten, wie es ihnen im vergangenen Jahr ergangenen ist und warum sie dennoch Hoffnung schöpfen.
Stahl, aufgewachsen in Irchenrieth (Kreis Neustadt an der Waldnaab), hat seit Monaten mit wegbrechenden Auftragen, kaum Einkommen und fehlender Perspektive zu kämpfen. Sie bringt aber noch einen anderen Aspekt ins Spiel: "Ich habe gemerkt, dass ich ein sehr sozialer Mensch bin. Corona trübt schon die Stimmung. Man braucht einfach permanent Einflüsse." Dabei sagt sie das "voller Demut". Denn angesichts der Tatsache, dass Stahl mit ihrem Freund in einer schönen (abbezahlten) Wohnung in München lebe, wisse sie sich in einer glücklichen Situation. "Gott sei Dank habe ich die letzten Jahre gut gearbeitet und gedreht - ich darf mich nicht beschweren. Denn ich weiß auch, wie schnell es passiert, dass man in dieser Pandemie hinten runter fällt. Ich sage mir: Stahl, sei demütig."
"Quarantänekunst" gestartet
Christina Baumer hat ihre Wohnung in München mittlerweile aufgegeben, hat dort aber noch "ein kleines Zimmer", wie sie erzählt. Aktuell lebt sie mit ihrem Mann in Würzburg. Die vergangenen zwölf Monate? "Durchwachsen", sagt die gebürtige Wiesauerin (Kreis Tirschenreuth). "Vorher habe ich gearbeitet wie eine Verrückte. An vier Schulen in München habe ich Improtheater unterrichtet, hatte Kabarettauftritte und war natürlich als Schauspielerin unterwegs. Seit Herbst 2019 habe ich nichts Bezahltes mehr gedreht." Ihr Glück im Unglück: Die Schulen haben sie weiterbezahlt, obwohl sie nicht unterrichtete. "Das fand ich wahnsinnig solidarisch." Zudem hat sie zwei Mal Soforthilfe beantragt. Allerdings fließen die Gelder viel zu langsam. Am 9. März 2021 hat Baumer den Bescheid bekommen, dass sie für Oktober bis Dezember 3000 Euro erhält. Für Solo-Selbstständige wie sie, der die Einnahmen fehlen, viel zu spät. Arbeitsreich war das vergangene Jahr für Baumer trotz allem. Wegen der vielen Beschränkungen startete sie im März 2020 das Projekt "Quarantänekunst". Auf ihrer Facebook-Seite ruft sie Künstler-Kollegen dazu auf, ihr kurze Videos zu senden. "Am Ende war es fast eine kleine Firma", erinnert sich Baumer. Schauspieler, Sänger, Puppenspieler, Fakire, Schwert- und Feuerschlucker beteiligen sich. Mittlerweile ist das Projekt abgeschlossen. 4000 Abonnenten konnten die Künstler gewinnen. "In der schwierigen Coronazeit hat dieses Projekt sehr belebt. Ich habe super viel gearbeitet, aber natürlich komplett kostenlos."
Dafür hat sie ihre Kabarettauftritte erst einmal ad acta gelegt. Bitter: Im Theater lief es vor Corona ziemlich gut. Baumer spielte in "Angst essen Seele auf" (1974 erschien der gleichnamige Film von Rainer Werner Fassbinder) die Wirtin - quasi die dritte Hauptrolle neben dem Pärchen. "Das Stück war ein Kritikerliebling und sollte in die Verlängerung gehen. Aktuell ist nichts mehr angesetzt."
Beide schreiben Drehbücher
Auch Stahl ist ein schöner Auftrag wegen Corona durch die Lappen gegangen: "In einem Debütfilm in der Schweiz hätte ich die Hauptrolle gespielt." Im Sommer hat sie "ein paar Sachen" gedreht. "Ich bin glücklich, wenn ich auf Achse bin und arbeite. Aber es waren immer zahlreiche Tests notwendig. Ich habe so viele Stäbchen in der Nase gehabt, das kann ich gar nicht mehr zählen." Und einen richtig tollen Erfolg hat sie trotz Corona auch zu vermelden: In Berchtesgaden hat sie für eine Netflix-Produktion gedreht. Ein Ritterschlag für jede Schauspielerin.
Da Stahl in den vergangenen Monaten kaum vor der Kamera stand, schrieb sie Drehbücher. Trotz der vielen Freizeit, sagt sie: "Mich inspiriert nichts. Ich kann nicht in meiner Gedankenwelt leben wie Karl May." Auch Baumer schreibt ein Drehbuch. Besser gesagt hat sie schon 100 Seiten verfasst. Die Idee schwebt schon länger in ihrem Kopf. Eine Oberpfälzer Heimatkomödie soll's werden. In einem sind sich die beiden Frauen in jedem Fall einig. Baumer sagt: "Ich habe nicht vor, das Künstlerinnendasein aufzugeben." Stahl sieht es genauso. Sie wollen ihren Traum auch nach Corona weiterleben.
















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