In der Serie "Geistliche Gedanken zur Fastenzeit" kommt diesmal Pater Benedikt Leitmayr zu Wort: Wer sich im Stiftland auf den Weg durch die Natur oder die Schöpfung macht, begegnet vielen Feldkreuzen. Jedes dieser Kreuze könnte uns wahrscheinlich eine eigene Lebensgeschichte erzählen. Ich möchte uns einladen, gerade in der Fastenzeit ganz bewusst diese Kreuze in den Blick zu nehmen und bei ihnen ein wenig zu verweilen.
Dabei kommt mir ein Gedanke in den Sinn, den uns das Fockenfelder Kreuz schenkt: „Im schönen Tempel der Natur siehst du des großen Gottes Spur. Doch willst du ihn noch größer sehn, dann bleib vor seinem Kreuze stehn.“ Ein zweiter Gedanke könnte uns noch begleiten. Er ist an einem Kreuz bei der Kreuzigungsgruppe der Konnersreuther Kalvarienbergkapelle zu finden: „Man sieht auf offenen Wegen oft Straßenzeiger stehen. Sie mahnen treu den Pilger, den rechten Weg zu gehen. Jüngst sah ich einen Eignen, wahrhaftig gut gewählt, es war der Herr am Kreuze am Wege hingestellt. Wie sind doch seine Arme so liebend ausgespannt, sie sind der rechte Zeiger ins wahre Heimatland. Wohin auf Erd auch immer die Menschenwege gehen: Glückselig alle jene, die auf den Heiland sehn...“
Gerade in der Fastenzeit sind wir eingeladen, den Kreuzweg zu betrachten und zu beten. Wenn ich es tue, kann ich an jeder Station den Heiland sehn. Jesus selber sagt uns im Lukasevangelium: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Wenn ich mich darauf einlassen kann, begegne ich Jesus, aber auch allen Menschen, die mit Jesus auf dem Kreuzweg unterwegs sind.
Ich begegne den Soldaten, die Jesus das Kreuz bringen, ich begegne Maria, der Mutter Jesu, die für ihren kreuztragenden Sohn ihre mütterlichen Arme und ihr mütterliches Herz öffnet. Ich begegne dem Simon von Cyrene, der mit dem Kreuzweg nichts zu tun haben will, der aber von den Soldaten gezwungen wird, mit Jesus das Kreuz zu tragen und dabei eine Liebe spürt, die sein Leben trägt. Ich begegne der Veronika, die auf dem Leidensweg Jesu die Nächstenliebe lebendig werden lässt. Sie hält Jesus das Schweißtuch hin, er drückt sein Antlitz ins Tuch, aber gleichzeitig in ihr offenes liebendes Herz und in ihr Leben.
Ich begegne den weinenden Frauen, die ihre Tränen um Jesus vergießen, die jedoch eingeladen werden, nicht um Jesus zu weinen, sondern über sich selbst und ihre Kinder. Ich begegne den Soldaten, die Jesus der Kleider berauben und das Los um sein Gewand werfen. Ich begegne den Soldaten, die Jesus ans Kreuz schlagen, die aber auch vor ihm knien. Ich begegne unter dem Kreuz nochmal Maria seiner Mutter und dem Jünger der Liebe. Ich begegne dem, der ruft: Jesus, denk an mich in deinem Reich…“ und der hört: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Ich begegne dem, der ruft: „Wahrhaftig, er ist Gottes Sohn!“ Drum bleib vor seinem Kreuze stehn, denn das Kreuz lässt dich den Heiland sehn!
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