Deutschland und die Welt
29.10.2019 - 15:11 Uhr

Der leere Traumstrand der Biennale

Das Kunstwerk "Sun & Sea" aus Litauen wird auf der Biennale in Venedig viel gelobt und mit Preisen ausgezeichnet. Doch es enttäuscht die Besucher, die sich die Ausstellung am falschen Tag ansehen.

"Sun & Sea (Marina)" heißt das Kunstwerk, mit dem Litauen auf der Biennale in Venedig vertreten ist. Wer es am falschen Tag ansehen will, ist enttäuscht: Die singenden Badegäste fehlen. Bild: esa
"Sun & Sea (Marina)" heißt das Kunstwerk, mit dem Litauen auf der Biennale in Venedig vertreten ist. Wer es am falschen Tag ansehen will, ist enttäuscht: Die singenden Badegäste fehlen.

Feiner Sand, ein paar Palmen, Meeresrauschen und keine Menschenseele. Der Traumstrand ist für viele leer. Sie wünschen sich, die einzigen zu sein, die dort ihr Handtuch ausbreiten, faulenzen und baden. Einen solchen Traumstrand gibt es auch auf der Biennale in Venedig. Der Besucher wird allerdings wegen dieser Leere enttäuscht sein.

Das Kunstwerk zeigt einen Strand, auf dem etwa 15 Leute dösen, sich eincremen oder lesen. Kinder spielen oder schlecken ein Eis. Idylle pur. Plötzlich fängt ein Badegast an zu singen, andere stimmen mit ein. Sie sind Opernsänger und besingen ihre Probleme: den Verlust des Partners, Stress in der Arbeit, Umweltschutz. Die litauischen Künstlerinnen Rugile Barzdziukaite, Vaiva Grainyte und Lina Lapelyte erhielten für die Performance "Sun & Sea (Marina)" den Goldenen Löwen. Sie kritisieren mit ihrem Werk die Freizeit und das viele Reisen. Die Idee ist sehr gut, die Umsetzung leider nicht perfekt.

Das vielgelobte Kunstwerk ist in einem Schuppen außerhalb des Biennale-Geländes untergebracht. Ein Besucher braucht von Arsenale etwa eine halbe Stunde dorthin. Endlich am "Sun & Sea" angekommen herrscht Enttäuschung: Der Traumstrand ist menschenleer. Die Aufführung gibt es nur an wenigen Tagen.

Die Kulisse ist trotzdem schön anzusehen. Wann blickt man schon aus der Vogelperspektive auf einen leeren Strand? Im Hintergrund läuft Musik ohne Gesang. Den Stimmen der Sänger kann man im Vorraum mit Kopfhörern lauschen, sieht von dort aber den Strand nicht.

Es ist verständlich, dass 15 Opernsänger nicht von Mai bis November täglich Strand spielen können. Allein die Personalkosten wären sehr hoch. Wenigstens die Stimmen der Sänger hätten die Künstlerinnen aber am Strand abspielen können.

Service:

Die Biennale in Venedig ist noch bis Sonntag, 24. November, geöffnet. Die Opernsänger von "Sun & Sea" treten nur mittwochs und samstags auf. Montags ist die Biennale geschlossen.

Weitere Infos zur Biennale

 
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