Vor einem Untersuchungsausschuss die Aussage zu verweigern, kann man respektlos oder freundlich machen. Der frühere CSU-Abgeordnete Alfred Sauter, der dem Landtag als Fraktionsloser noch immer angehört, entscheidet sich an diesem Nachmittag für die erste Variante. Solange die Fernseh-Kameras filmen dürfen, steht er lässig hinter dem Zeugenstuhl, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben. Der ganze Mann ist ein einziger Ausdruck dafür, was er von dieser Vorladung hält: gar nichts. Später bei seiner Einvernahme schwankt Sauters Auftreten zwischen Desinteresse und Verachtung. Er sagt wirklich nicht mehr, als er muss, und das nicht einmal in ganzen Sätzen. Nach fünf Minuten ist das Schauspiel beendet. Sauter steht auf, presst ein knappes "Auf Wiedersehen" heraus und geht.
1,2 Millionen Euro an Provisionen
Dabei hätten sich die Abgeordneten doch allerhand Auskünfte von dem Mann erhofft, der wie kein zweiter mit der die CSU belastenden Masken-Affäre verbunden ist. Er war es, der seine Kontakte und Beziehungen in bayerische Ministerien spielen ließ, um zu Beginn der Corona-Pandemie dringend benötigte Schutzmasken zu vermitteln. Mutmaßlich nicht nur aus Gutmenschentum, sondern weil es für ihn ein gutes Geschäft mit der Not war. Insgesamt 1,2 Millionen Euro an Provisionen hat Sauter eingestrichen. Als "zentrale Person" bei den Maskenbeschaffungen nennt Ausschusschef Winfried Bausback (CSU) den Ex-Fraktionskollegen, da hätte man Interesse an ein paar Auskünften gehabt. Als Jurist respektiert er aber die Aussageverweigerung, schließlich sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Sauter noch nicht abgeschlossen. Trotzdem sei es "bedauerlich, dass wir nichts erfahren haben, was uns in der Sache weiterbringt".
Dass man auch charmanter schweigen kann, zeigt nach Sauter der frühere CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein. Auch er hat an den Masken-Deals ordentlich mitverdient, auch gegen ihn läuft noch ein Verfahren der Justiz. Nüßlein grüßt freundlich in die Runde, er schenkt sich sogar ein Glas Wasser ein, als ob er vorhat, länger zu bleiben. Trotzdem verweigert Nüßlein auf Anraten seines Anwalts die Aussage, garniert das aber mit dem Hinweis: "So schwer mir das persönlich fällt, denn ich bin der Ansicht, dass dieser Untersuchungsausschuss durchaus seine Begründung hat". Näher führt das Nüßlein allerdings nicht aus.
Attest zu wenig
Als letzte Zeugin des Tages stünde nun noch Andrea Tandler auf dem Sitzungsplan. Doch die Tochter des früheren CSU-Spitzenpolitikers Gerold Tandler, die mit Masken-Deals über CSU-Kontakte zusammen mit einem Geschäftspartner schlappe 48 Millionen Euro verdient hatte, sagt ihr Erscheinen erneut kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen ab. Dem Vernehmen nach hat sie dem Ausschuss dafür wieder ein Attest ihres Hausarztes zukommen lassen. Das aber ist den Abgeordneten jetzt zu wenig. Sie beauftragen den gerichtsärztlichen Dienst, Tandler bezüglich ihrer Vernehmungsfähigkeit amtlich zu begutachten. Den öffentlichen Auftritt im Landtag will man ihr nicht so leicht ersparen, selbst wenn allen klar ist, dass auch sie wohl die Aussage verweigern wird. Denn gegen Tandler läuft ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts aus Geldwäsche.















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