Die Zahl der sanierungsbedürftigen Schwimmbäder in Bayern ist von 2016 bis 2021 von 299 auf 452 gestiegen. Das geht aus einem schriftlichen Bericht des Bauministeriums an den Landtag hervor, der auf Initiative der Grünen angefordert worden war. Insgesamt wurden 867 Frei- und Hallenbäder in öffentlicher Trägerschaft erfasst. Damit gilt mehr als die Hälfte der kommunalen Schwimmbäder in Bayern als sanierungsbedürftig. Die Kosten dafür würden 1,78 Milliarden Euro betragen. 2018 lag dieser Wert bei 1,2 Milliarden. Das Bauministerium betont allerdings, dass die Zahlen wegen unterschiedlicher Erhebungsmethoden nicht vollständig vergleichbar seien.
In der Oberpfalz sind 55 von 94 kommunalen Frei- und Hallenbädern sanierungsbedürftig, 32 davon sogar dringend. 2016 galten 36 Bäder im Bezirk als sanierungsbedürftig. Die Sanierungskosten werden mit 198 Millionen Euro angegeben. Es handelt sich dabei laut Ministerium aber nur um eine "grobe Schätzung". Im 2019 von der Staatsregierung aufgelegten und bis 2024 laufenden Sonderprogramm Schwimmbadförderung sind als Unterstützung für die Kommunen 120 Millionen Euro vorgesehen. Angesichts des großen Bedarfs sei dies "nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein", kritisierte der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher. Der Trend weise beim Sanierungsbedarf eindeutig nach oben, die angegebenen 1,78 Milliarden sind aus Bechers Sicht als Schätzwert zudem zu niedrig gegriffen. Dass die Staatsregierung vor diesem Hintergrund alle Vorschläge für eine verbesserte Förderung ablehne, sei "absurd". So hätten die Grünen für den Haushalt 2020 eine Aufstockung der Fördermittel von jährlich 20 auf 50 Millionen Euro gefordert.
Meiste Badetote in Bayern
Dabei sei die Aufstockung der Finanzhilfen lebenswichtig. Erst im März habe die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) darauf hingewiesen, dass Bayern 2021 die meisten Badetoten zu beklagen gehabt habe. Demnach ertranken 60 Menschen, ein Fünftel der bundesweiten Fälle. Becher sprach von einem "traurigen Rekord". Seit Jahren gehe die Schwimmfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen zurück, Corona habe die Lage weiter verschärft. Deshalb müssten notwendige Sanierungen jetzt angegangen werden. "Jedes weitere Zögern verschlimmert die Lage", betonte Becher. Dass die Staatsregierung außerdem nur unzureichend auf Anfragen zum Ausfall von Schwimmunterricht antworte, zeige, "dass die Frage der Schwimmfähigkeit bei ihr offenbar überhaupt keine Priorität hat".
Bis hin zu Neubauten
Wie das Bauministerium mitteilte, erstrecken sich die notwendigen Sanierungsarbeiten von kleineren Ausbesserungen, die im laufenden Betrieb durchgeführt werden können, bis hin zu Ersatzneubauten. Einige Maßnahmen seien bereits in der Umsetzung. Zudem umfassten die gemeldeten Sanierungsbedarfe nicht nur die für das Schwimmen erforderlichen Einrichtungen, sondern auch Saunen, Gastronomie oder Spaßbad-Attraktionen. Aus dem Förderprogramm sind nach Angaben des Ministeriums bislang 55 Sanierungsprojekte mit insgesamt 20,5 Millionen Euro unterstützt worden. Das entsprach rund einem Sechstel der dafür veranschlagten Gesamtkosten. Ergänzend hieß es, dass die Kommunen bei der Bädersanierung auch über den jährlichen kommunalen Finanzausgleich, über die Förderung für Schulsportanlagen und im Zuge der Tourismusförderung vom Freistaat unterstützt würden.
Bauminister Christian Bernreiter (CSU) hob die Notwendigkeit eines flächendeckenden Angebots von Frei- und Hallenbädern in Bayern hervor. "Kinder und Jugendliche sollen gefahrlos das Schwimmen lernen können", teilte er mit. Deshalb würden die Kommunen bei der Sanierung ihrer Bäder "passgenau und zielgerichtet" unterstützt. Die Förderbedingungen seien zuletzt mehrfach verbessert worden, um die Baupreisentwicklung abzufedern oder auch bei geringeren Schülerzahlen Bäder fördern zu können. "Sicheres Schwimmen ist uns viel Geld wert", erklärte Bernreiter.













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