Die CDU-Delegierten in Hamburg haben - knapp - die richtige Entscheidung getroffen. Mag sein, dass Friedrich Merz ein guter, zupackender Parteichef geworden wäre, der nach 18 Merkel-Jahren die Christdemokraten wieder konservativ eingenordet hätte. Aber, man kann es nicht oft genug betonen: Er hätte den Posten schlicht nicht verdient gehabt, nachdem er die Partei bald zehn Jahre im Stich gelassen hatte. Immerhin hat er sich in Hamburg als guter und souveräner Verlierer gezeigt.
Nun wird Angela Merkel also von Annegret Kramp-Karrenbauer beerbt, einer Parteisoldatin wie aus dem Bilderbuch: Mit 19 Jahren Eintritt in die CDU, dann Stadträtin in der saarländischen Kleinstadt Püttlingen, Mitglied im Landtag, Ministerin in verschiedenen Landesressorts, schließlich sieben Jahre lang Ministerpräsidentin. Die Wahl der 56-Jährigen ist damit der letzte parteipolitische Triumph der Kanzlerin, die Kramp-Karrenbauer erst Anfang des Jahres als CDU-Generalsekretärin nach Berlin holte.
Wer denkt, die neue Parteichefin werde nach außen die unverbindlich-diplomatische Art Merkels fortführen, irrt: Die Mutter von drei Kindern kommt wesentlich direkter auf den Punkt als ihre Vorgängerin, nutzt eine klare Rhetorik ohne viele Umschweife und steht obendrein kaum im Verdacht, nicht konservativ genug zu sein.
Fraglich ist jetzt, ob es Angela Merkel noch gelingen wird, Kramp-Karrenbauer ins Kanzleramt zu bringen. Je länger sie eine geordnete Übergabe aufschiebt, desto größer wird die Gefahr der nächsten Krise in der Großen Koalition, die zum endgültigen Bruch und damit zu Neuwahlen führen könnte. Ohne einen Amtsbonus für "AKK" sinken aber massiv die Chancen für die CDU, auch die nächste Regierung anzuführen.
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