11.05.2022 - 21:33 Uhr

Miss Germany im Interview: "Ich stehe zur Nachhaltigkeit"

Erste farbige Miss-Germany-Titelgewinnerin mit Migrationshintergrund. Aktivistin Domitila Barros macht Mädchen und Frauen Mut und setzt sich für Nachhaltigkeit ein.

Jeder mündige Bürger wünscht sich einen größeren Einfluss auf Entscheidungen, die sein Leben betreffen. Die neue Miss Germany, Domitila Barros, will sich jedenfalls nicht über Lipgloss, Beautycremes oder Schminkartikel definieren. Sie ist froh darüber, dass vor drei Jahren das Auswahlkonzept bei den Miss-Wahlen geändert wurde. Heute geht es nicht mehr um das brave Girlie, das blendend aussieht, aber oft nur wenig zu sagen hat. Im Vordergrund steht jetzt die taffe Frau. Es geht um Woman Empowerment und um soziale Verantwortung. Die 37-jährige will ihren Titel als Plattform nutzen. Sie will etwas bewegen. "Ich stehe zur Nachhaltigkeit."

Seit gut drei Monaten ist sie jetzt im Amt. "Ich bin froh, dass ich in einem Zeitalter lebe, in dem auch eine Frau Miss Germany werden kann, nur weil sie eine Mission hat." Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien stellte Domitila Barros am Montag ihre Ziele vor. Am Rande eines Eagles Charity Golfcups mit vielen Prominenten aus Sport und Showbusiness zugunsten ukrainischer Athleten und "Ein Herz für Kinder", betonte sie, dass man Nachhaltigkeit nicht übers Bein brechen könne. "Um etwas Vernünftiges und Nachhaltiges aufzubauen, muss man der Sache auch die nötige Zeit geben, damit sie wachsen kann."

"Ich glaube, wenn wir Mutter Erde schützten und miteinander umgingen wie Brüder und Schwestern, wären viele der aktuellen Probleme auf der Welt einfach wie weggewischt." Die menschliche Gemeinschaft wolle doch nur das eine: So lange und glücklich wie möglich auf Erden in Frieden leben. Ihre Einschätzung zum aktuellen Ukraine-Krieg: "Es darf einfach nicht sein, dass ein Mann in einer Führungsposition sagt, was das ganze Volk zu sein, zu denken und zu wollen hat. Das Volk hat oft eine ganz andere Meinung, als dieser eine Mann." Umso wichtiger finde sie, dass sie in ihrer Funktion als Miss Germany ihre persönlichen Positionen vertreten kann.

Am 19. Februar wurde Domitila Barros von einer Jury gewählt. Nicht erst seitdem versucht sie, das Bild der modernen Frau öffentlich darzustellen und das traditionelle zu verändern. "Wir wollen erfolgreich sein. Wir wollen die Welt verändern. Der Frau von heute scheint es viel wichtiger zu seine, nachfolgenden Generationen eine ordentliche Zukunft zu hinterlassen, als eigene Kinder zu bekommen." Viele Frauen hielten ein soziales oder nachhaltiges Engagement als Lebensziel für erstrebenswerter, als sich nur der Frisur oder dem Make-up zu widmen. Darin sei sie sich absolut sicher. "Und das möchte ich nach draußen kommunizieren." Im nächsten Jahr wird die Miss Germany Wahl 100 Jahre alt. "So viel ich weiß, bin ich die erste farbige Gewinnerin mit Migrationshintergrund."

Das Leben der Deutsch-Brasilianerin, die 2006 nach Deutschland kam, liest sich wie die Erfolgsgeschichte aus dem Bilderbuch. Geboren in einer brasilianischen Favela, machte sie ihren Master. Sie spricht vier Sprachen, führt ein erfolgreiches Sozialunternehmen und kann jetzt als Miss Germany ihre Werte repräsentieren. Viele junge Mädchen und Frauen setzten sich selber unter Druck, weil sie möglichst schnell im Beruf nach oben kommen und erfolgreich sein wollten. So etwas gelinge nicht immer gleich auf Anhieb. "Wenn die Mädchen aber mitbekommen, dass ich bereits 37 bin, also auch nicht mehr die Jüngste, dann merken sie vielleicht, dass sie noch genügend Zeit haben." Es müsse nicht alles schon mit 25 passiert sein. "Früher oder später stellen sich die Dinge dann schon ein." Deshalb ihre drei wichtigsten Empfehlungen: Lernen, bemühen, sich einsetzen.

Die unverheiratete und kinderlose Greenfluencerin und Aktivistin betreibt ein soziales Projekt in Brasilien, das Schmuck aus Pflanzen produziert. "Mich hat nämlich die Tatsache sehr beschäftigt, dass die Herstellung eines einzigen Eherings aus Gold 20 Tonnen Giftmüll verursacht." Sie benutze erneuerbare Ressourcen für die Schmuckherstellung. Schmuck aus pflanzlichem Gold. Schön und umweltfreundlich. Hergestellt in Handarbeit von alleinerziehenden Frauen in den Favelas. Erst vor einer Woche kam sie von einer Brasilienreise zurück, bei der sie von "Bild" und RTL begleitet wurde.

 
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