Mitterteich
01.05.2020 - 19:39 Uhr

Maibaum-Aufstellen in Coronazeiten: Traktortechnik statt Muskelkraft

Das traditionsreiche Maibaum-Aufstellen fällt in diesem Jahr dem Coronavirus zum Opfer. Statt von Dutzenden muskulösen Kerlen werden die Bäume mancherorts schlichtweg mit einem Kran aufgerichtet. Bierfeste und Blasmusik fallen aus.

Der Maibaum vor dem Neustädter Landratsamt. Bild: Knauer, Ursula
Der Maibaum vor dem Neustädter Landratsamt.

Das traditionelle Maibaumaufstellen findet angesichts der Corona-Pandemie in einigen bayerischen Gemeinden - wenn überhaupt - nur mit dem Kran statt. In Neustadt/WN wurde der Maibaum beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgestellt. Bauhofleiter Alexander Lang war mit seiner gesamten Mannschaft angetreten, um bei teilweise heftigen Windböen dem Holzmasten den nötigen Halt zu geben.

Wie in den letzten Jahren wurde der Maibaum mit einem Autokran in die Senkrechte gebracht. Mit der Drehleiter wurde dann zu guter Letzt noch die schmückende Spitze angebracht. Nach nicht mal 30 Minuten war die Maibaumaufstellaktion für dieses Jahr beendet.

Baum auch in Mitterteich

In Mitterteich (Kreis Tirschenreuth) stellten ebenfalls Bauhof-Mitarbeiter den 24 Meter langer Maibaum auf. Sechs Männer setzten damit einen Wunsch des neuen Bürgermeisters Stefan Grillmeier in die Tat um, der auch in Coronazeiten Brauchtum und Tradition aufrecht erhalten lassen wollte. Der Maibaum steht am Anger, dem ältesten Stadtteil der Stadt.

Auf dem Marktplatz in Cham wurde der blau-weiß verzierte Stamm am Donnerstag unter ebenso blau-weißem Himmel mit technischer Hilfe statt mit Manneskraft aufgerichtet. Normalerweise liegt der Baumstamm zum Hochwuchten auf gekreuzten "Scherstangen", mit denen die Helfer ihn Stück für Stück nach oben schieben. Weil es dafür leicht Dutzende Helfer braucht - und die Schulter an Schulter schuften -, könnten die in Zeiten von Corona erforderlichen Abstandsregeln nicht eingehalten werden. "Wir wollen einen kleinen Hauch Normalität versprühen", sagte eine Rathaussprecherin. Deswegen hätten sie auf das Aufstellen nicht gänzlich verzichtet, jedoch das dazugehörige Fest mit Blasmusik, Bierbänken und Bratwurstverkauf gestrichen. Zudem sei das Aufstellen vorher nicht angekündigt worden, um Publikumsansammlungen zu verhindern.

In der Freinacht kam es im Bereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz nur sehr vereinzelt zu kleineren Einsätzen. Die Polizei zollt den Mitbürgern in einer Mitteilung vom Freitag "großen Respekt". Es kam nur zu Mini-Aktionen, in Rötz (Kreis Cham) wurde etwa der Inhalt einer Mülltonne über einem geparkten Auto ausgekippt. Auch Innenminister Joachim Herrmann zog eine positive Bilanz: Die bayerische Polizei hatte in der Nacht zum 1. Mai knapp zwei Drittel weniger Einsätze als 2019. Demnach gab es zwischen Donnerstag 19 Uhr und Freitag 7 Uhr insgesamt nur 594 Einsätze - im Jahr zuvor waren es rund 1000 mehr.

Der Maibaum in Mitterteich. Bild: jr
Der Maibaum in Mitterteich.

Lob von Joachim Herrmann

"Die Allermeisten haben auch in der Freinacht die Ausgangsbeschränkungen vorbildlich eingehalten", sagte Herrmann laut Mitteilung. Er hatte bereits im Vorfeld zur Zurückhaltung aufgerufen. Unsinn zu verzapfen, sei kein triftiger Grund zum Verlassen der Wohnung, so der Innenminister.

In Bayern sind unterdessen inzwischen 42 916 Menschen positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden. Das teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen am Freitag (Stand 10 Uhr) auf seiner Homepage mit. Gestorben sind demnach 1886 Menschen, die sich mit dem Erreger infiziert hatten. Die Zahl der Genesenen schätzte das LGL auf 32 580 Menschen.

 
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