Aiwanger setzt voll auf Wasserstoff

München
25.05.2023 - 14:53 Uhr

Wasserstoff soll Bayerns Energieträger der Zukunft werden. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist diesbezüglich euphorisch. Im Landtag wurde sein Überschwang nun etwas eingebremst und einem Realitätscheck unterzogen.

Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat seine Wasserstoffstrategie vorgestellt.

Durch den verstärkten Einsatz von Wasserstoff will Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fossile Energieträger in Bayern ersetzen und damit die Versorgung von Industrie, Fahrzeugen und Wohnungen absichern. "Wasserstoff ist gespeicherte erneuerbare Energie für alle Anwendungen", erklärte Aiwanger bei der Vorstellung seiner Wasserstoffstrategie im Wirtschaftsausschuss des Landtags. Dessen Verwendung sei Voraussetzung dafür, dass Bayern "Industrie- und Wohlstandsland" bleibe.

Ziel in der aktuellen Anlaufphase sei es, rechnerisch in jedem bayerischen Landkreis einen Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff zu haben, um eine regionale Grundversorgung sicherzustellen. Mit heimisch erzeugtem Wasserstoff werde die steigende Nachfrage aber nicht zu decken sein, betonte Aiwanger. Als mögliche Lieferanten nannte er Norwegen, Schottland und nordafrikanische Staaten. Weitere Bezugsquellen könnten Australien, Südamerika und der arabische Raum sein. Als Voraussetzung nannte er eine passende Verteilinfrastruktur in Deutschland und Bayern. Hier zeichneten sich inzwischen praktikable Lösungen ab, um auch periphere Industriestandorte im Freistaat anschließen zu können.

Als technisch und zeitlich naheliegendste Anwendung bezeichnete Aiwanger den Einsatz von Wasserstoff beim Lkw-Antrieb. Auf Herstellerseite seien entsprechende Fahrzeuge in der Entwicklung, der Freistaat werde voraussichtlich noch in diesem Jahr die ersten zehn von ihm geförderten Wasserstofftankstellen in Betrieb nehmen. Auch in der energieintensiven Industrie liefen die Vorbereitungen. Eine große Chance für die Wasserstoffnutzung sah Aiwanger bei der Heizwärme für Wohnungen. 97 Prozent der gegenwärtigen Gasleitungen sei wasserstofftauglich, auch Heizungshersteller halten die Umstellung der Anlagen von Gas auf Wasserstoff für machbar.

Martin Stümpfig (Grüne) widersprach der Einschätzung Aiwangers heftig, dass Wasserstoff für alle Anwendungen einsetzbar sei. Skeptisch zeigte er sich vor allem im Wärmebereich. Da Wasserstoff absehbar teurer sein werde als Erdgas heute, treibe man die Menschen in eine "Kostenfalle", wenn man die Umrüstung von Gas- auf Wasserstoffheizungen propagiere, sagte Stümpfig. Es werde auch nicht gelingen, fossile Energien komplett auf Wasserstoff umzustellen. Noch weiter ging Gerd Mannes (AfD). Er hielt den Aufbau einer heimischen Erzeugungsstruktur für zu teuer und unrentabel. Allein um die heute genutzte Menge an Erdgas zu ersetzen, müssten zehntausende zusätzlicher Windräder gebaut werden.

Eine klare Prioritätensetzung beim Einstieg in die Wasserstoffnutzung forderte Alexander König (CSU). "Wir können bei dem gewaltigen Umfang der Aufgabe nicht alles gleichzeitig schaffen", betonte er. Aus seiner Sicht müsse deshalb zunächst die flächendeckende Versorgung der Industrie gesichert werden, weil dort die Bedarfe und der Zeitdruck am höchsten seien. Auch Volkmar Halbleib (SPD) sprach sich für eine Priorisierung der Industrieversorgung aus. In den Bereichen Verkehr und Wärme stünden andere Lösungen zur Verfügung. Albert Duin (FDP) nannte Aiwangers Strategie im Grundsatz richtig. Er legte aber wert auf Technologieoffenheit bei der künftigen Energieversorgung.

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