München
17.04.2024 - 12:28 Uhr

Baubranche fordert Ausweitung der staatlichen Förderung gegen die Wohnungsbau-Flaute

In Bayern herrscht vielerorts Wohnungsknappheit, gleichzeitig liegt die Baubranche darnieder. Bei einem Expertengespräch im Landtag wurden Lösungsansätze erörtert. Es ging vor allem um Bürokratieabbau und verlässliche Förderinstrumente.

In Bayern herrscht einerseits Wohnungsknappheit, andererseits aber liegt die Baubranche darnieder: Bei einem Expertengespräch im Landtag wurden nun Lösungen erörtert. Symbolbild: Daniel Reinhardt/dpa
In Bayern herrscht einerseits Wohnungsknappheit, andererseits aber liegt die Baubranche darnieder: Bei einem Expertengespräch im Landtag wurden nun Lösungen erörtert.

Um die Flaute beim Wohnungsbau in Bayern zu beenden, haben Vertreter der Baubranche eindringlich an die Politik appelliert, Bauhemmnisse zu beseitigen und die staatliche Förderung für den Eigenheim- und Mietwohnungsbau auszuweiten. Ohne ein breites Maßnahmenbündel werde der dringend benötigte Wohnungsbau nicht wieder auf Touren kommen, hieß in einer Fachanhörung im Bauausschuss des Landtags. Die Experten forderten die spürbare Vereinfachung von Bauvorschriften, deutlich weniger Bürokratie und mehr Verlässlichkeit bei Förderung und Rahmenbedingungen. Zudem müssten alle politischen Möglichkeiten zur Senkung der zuletzt explodierten Baupreise ergriffen und der Zugang zu bebaubaren Flächen erleichtert werden.

"Wir brauchen wieder mehr Fördergeld für bezahlbaren Wohnraum", erklärte der Vorstandschef des bayerischen Ziegelindustrieverbandes, Johannes Edmüller. Nötig seien vor allem echte Zuschüsse für Bauherren zur Stärkung des Eigenkapitals. Zudem müsse die Förderstruktur radikal vereinfacht werden. "Selbst für unsere Profis ist der Förderdschungel kaum noch durchschaubar", klagte Edmüller. Für Steuervergünstigungen beim Wohnungsbau und die Rückkehr der Eigenheimzulage trat Direktor Hans Maier vom Verband bayerischer Wohnungsunternehmen ein. Insgesamt sei für den geförderten Wohnungsbau und seine bezahlbaren Mieten "einfach zu wenig Geld da".

Mit Blick auf die umfassende Bauregulatorik sagte der Präsident des Landesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Andreas Eisele, es brauche den "Mut zum Weglassen" und "realitätsnahe Vorgaben". "Die staatliche Überregulierung war in den letzten Jahren der größte Baukostentreiber", betonte er. Ulrike Kirchhoff aus dem Vorstand des Vereins "Haus&Grund" fügte an, dass Regelungsdichte und sich ständig ändernde Förderkriterien für viele Bauherren ein "Investitionshemmnis" seien.

Grundsätzliche Einigkeit herrschte unter den Experten über die Notwendigkeit nachhaltigen Bauens. Dieses spiele bei den Vergabekriterien für öffentliche Bauaufträge noch immer eine zu geringe Rolle, sagte Thomas Schmid, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Bauindustrieverbandes. Es brauche auf dem Bau mehr Kreislaufwirtschaft, um der sich verschärfenden Rohstoffknappheit begegnen zu können. Der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz, Richard Mergner, forderte, den Flächenverbrauch auch beim Wohnungsbau durch Bestandssanierungen, die Überbauung von Brach- und Gewerbeflächen und das Aufsetzen weiterer Geschosse auf bestehende Gebäude zu reduzieren.

Als weiteres Bauhemmnis identifizierten die Experten die rückständige Digitalisierung in vielen Behörden. Der Präsident des Landesverbandes bayerischer Bauinnungen, Wolfgang Schubert-Raab, nannte ein Beispiel: "Architekten erstellen Baupläne in 3D, aber für die Baugenehmigung müssen wir es wieder in 2D ausdrucken." Kritisch äußerte sich die Runde zum Ziel der Staatsregierung, das Bauen mit Holz besonders zu fördern. Staatliche Förderung müsse "baustoffneutral" erfolgen. Nur so komme jeweils der Baustoff zum Einsatz, der für die geforderte Anwendung der beste sei. Einig war man sich auch darüber, dass über Änderungen in den Vergaberichtlinien mehr regionale Anbieter zum Zug kommen sollten. Dazu sollten Qualität und Nachhaltigkeit eine größere Rolle bei öffentlichen Ausschreibungen spielen. Dass derzeit vor allem der Preis über den Zuschlag entscheide, sei nicht zeitgemäß.

 
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