Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) als Besteller des regionalen Schienenverkehrs im Freistaat hat vor allem die Deutsche Bahn (DB) wegen der vielen Ausfälle als Folge des Wintereinbruchs Anfang Dezember 2023 heftig kritisiert. "Das Ausmaß der witterungsbedingten Auswirkungen ist nicht akzeptabel", erklärte BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs im Verkehrsausschuss des Landtags. Als Konsequenzen forderte sie einen Rückschnitt von Bäumen entlang der Schienentrassen, um die Gefahr umgestürzter Bäume im Gleis und auf Oberleitungen zu reduzieren, eine bessere Koordination von Räum- und Instandsetzungsarbeiten und eine deutlich zuverlässigere Information der Reisenden. Diese sei in der fraglichen Zeit "mehr als suboptimal" gewesen, kritisierte Fuchs.
Als großes Problem hätten sich die Frost- und Schneelastschäden an den Zügen erwiesen. Die BEG habe "Zweifel an der Wintertauglichkeit vieler Fahrzeuge", sagte Fuchs. Man werde deshalb bei künftigen Ausschreibungen die Winterfestigkeit des Fuhrparks stärker berücksichtigen. Insgesamt waren nach DB-Angaben als Folge des starken Schneefalls 70 Elektro-Züge und 20 dieselgetriebene Fahrzeuge vorübergehend nicht einsatzfähig. Grund waren eingefrorene Leitungen aufgrund von Stromausfall sowie Kurzschlüsse durch von Schnee niedergedrückte Oberleitungen. Die Reparatur der Fahrzeuge habe zum Teil mehrere Wochen in Anspruch genommen, da die Werkstätten mit der Vielzahl beschädigter Züge überfordert gewesen seien, erläuterte der DB-Konzernbeauftragte für Bayern, Klaus-Dieter Josel. Aus diesem Grund verkehre die Regionalexpresslinie München-Hof auch erst seit dieser Woche wieder fahrplanmäßig.
"Absolute Ausnahmesituation"
Josel erklärte, die DB habe sich auf einen normalen Winter ausreichend vorbereitet. Der heftige Wintereinbruch Anfang Dezember mit Rekordschneehöhen seien dann eine "absolute Ausnahmesituation" gewesen. "Man kann sich nicht für alle Wetterlagen vorbereiten", bat Josel um Verständnis. Das Räumen der Gleise sei wegen der Vorbereitung auch nicht das Problem gewesen. Vielmehr sei man von den massiven Oberleitungsschäden und ihren Folgen für den Fuhrpark überrascht worden. Man arbeite derzeit an Strategien, wie diese künftig vermieden werden könnten.
Umgestürzte Bäume schneller beseitigen
Als Sofortmaßnahmen kündigte Josel eine erhöhte Alarmbereitschaft der Räum- und Technikdienste bereits ab einem prognostizierten Schneefall von mehr als 15 Zentimetern, die Ausrüstung von Räum- und Spurloks mit Personal und Werkzeugen zur raschen Beseitigung umgestürzter Bäume sowie einen konsequenten Rückschnitt der Vegetation entlang der Trassen an. Ein Schwerpunkt seien dabei die Strecken in den ostbayerischen Mittelgebirgen. "Wir unternehmen viel, aber ich kann nicht versprechen, dass wir immer alles sofort im Griff haben", sagte Josel mit Blick auf zunehmende Unwetter aufgrund des Klimawandels.
Der Vorsitzende Verkehrsausschusses, Jürgen Baumgärtner (CSU), betonte, das Winterchaos bei der Bahn sei "eines Landes wie Deutschland nicht würdig". Die Vorkommnisse müssten konsequent aufgearbeitet werden. Bis zum Herbst müssten die Verantwortlichen Lösungen präsentieren. Markus Büchler (Grüne) sagte mit Blick auf den trotz Wintereinbruchs fast störungsfreien Bahnverkehr in Österreich oder der Schweiz, dass "bei uns offensichtlich etwas schief läuft". Am Schnee allein könne es jedenfalls nicht gelegen haben. Um den Baumrückschnitt auch auf Flächen zu gewährleisten, die nicht im Besitz der Bahn seien, forderte Markus Striedl (AfD) Möglichkeiten zum Eingriff auf Privatgrundstücken. Entlang von Schienen dürften einfach keine hohen Bäume stehen.
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