Bayern gewährt neu eingestellten Lehrkräften, die sich in eine Region mit besonders hohem Lehrkräftebedarf versetzen lassen, ab dem kommenden Schuljahr eine einmalige "Regionalprämie" in Höhe von 3000 Euro. Profitieren können davon sowohl Lehrkräfte, die sich aus anderen Bundesländern nach Bayern bewerben, als auch bayerische Pädagogen bei ihrer Erstanstellung auf eine Planstelle. "Die neue Regionalprämie ist ein zusätzlicher Anreiz, sich zum neuen Schuljahr in den bayerischen Schuldienst zu bewerben", erklärte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Man schaffe damit einen weiteren Baustein, um die Unterrichtsversorgung dauerhaft zu sichern.
In der Oberpfalz wurden drei "Prämienregionen" ausgewiesen. In den Landkreisen Neustadt/WN, Neumarkt und Cham wird die Prämie an Grund- und Mittelschulen gewährt, im Landkreis Tirschenreuth am Stiftland-Gymnasium in der Kreisstadt. Die Prämienempfänger müssen sich verpflichten, mindestens zwei Jahre in der Region zu bleiben. Ein Anspruch auf Einstellung in einer Prämienregion besteht nicht, auch dürfen sich Bewerber keine Wunschregion aussuchen. Sie werden nach Maßgabe der Schulbehörden zugeteilt. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, erklärte Piazolo, es gebe "bereits Anzeichen dafür, dass die Maßnahme innerhalb und außerhalb Bayerns angenommen wird".
Geld für Umzug sowie Familienzuschläge
Nach Angaben des Ministers bestehen auch außerhalb der "Prämienregionen" attraktive Einstellungsbedingungen. So würden in Ballungsräumen wie München neu eingestellten Lehrkräften erhöhte Orts- und Familienzuschläge gezahlt. Außerbayerische Bewerber könnten zudem eine Umzugskostenvergütung erhalten. Diese werde für Einsätze in ganz Bayern gewährt. Mit den genannten Maßnahmen vor allem zur Anwerbung außerbayerischer Lehrkräfte setzt Piazolo eine Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) aus dem Januar um.
Kritik: Prämie bekämpft nicht den Lehrermangel
Kritik an Piazolos Vorhaben kam von Lehrerverbänden. Der Vorsitzende des bayerischen Philologenverbandes, Michael Schwägerl, erklärte, die Prämie und die Umzugskostenvergütung schafften Ungerechtigkeiten. So sei nicht nachvollziehbar, warum bereits angestellte Lehrkräfte von der Prämienzahlung ausgenommen seien, die sich in eine unterversorgte Region versetzen ließen. Als ungerecht bezeichnete es Schwägerl zudem, dass nur außerbayerische Lehrkräfte eine Umzugskostenvergütung erhalten sollen. Wer von Frankfurt nach München umziehe, bekomme die Hilfe, wer vom bayerischen Aschaffenburg in die Landeshauptstadt ziehe, dagegen nicht. Auch bayerische Referendare, die in ihrer Ausbildung oft mehrmals die Schule wechseln müssten, gingen leer aus.
Auch nach Ansicht des Vorsitzenden des Realschullehrerverbandes, Jürgen Böhm, wird die Regionalprämie das Problem des Lehrkräftemangels nicht lösen. "Die geplante Prämie wirkt willkürlich und schafft ein Ungleichgewicht", erklärte er. Es wäre besser, sich auf eine umfassende Lösung des Lehrermangels zu konzentrieren. Der Grünen-Bildungspolitiker Thomas Gehring nannte die Pläne Piazolos "mehr Bildungsparodie als Bildungspolitik". Erst ziehe die Staatsregierung Lehrkräfte durch Zwangsversetzungen aus dem ländlichen Raum ab und jetzt sollten sie mit einer ungerechten "Provinz-Prämie" zurückgeholt werden. "Das ist völlig widersinnig, denn den höchsten Mangel an Lehrkräften haben wir in München und Oberbayern", betonte Gehring.
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