München
05.07.2023 - 14:46 Uhr

Bayerns Regionalvermarkter wollen Hilfe vom Staat

Bayerns Regionalvermarkter von Lebensmitteln fürchten um ihre Existenz. Wegen der Inflation werden die teureren, aber fair erzeugten Produkte zunehmend von den Verbrauchern gemieden. Mit staatlicher Hilfe soll der Trend umgekehrt werden.

Auch die Produkte von den Kühen des Rotviehhofes Sauer in Moosbach (Landkreis Neustadt/WN) werden regional vermarktet. Die regionalen Vermarktungsinitiativen schlagen jetzt Alarm im Bayerischen Landtag. Symbolbild: Gabi Schönberger
Auch die Produkte von den Kühen des Rotviehhofes Sauer in Moosbach (Landkreis Neustadt/WN) werden regional vermarktet. Die regionalen Vermarktungsinitiativen schlagen jetzt Alarm im Bayerischen Landtag.

Die landwirtschaftlichen Regionalvermarktungsinitiativen in Bayern bangen um ihre Zukunft. Hauptgrund sind die im Vergleich zur Discounterware höheren Preise für die fair erzeugten Produkte, die aufgrund der allgemeinen Inflation zu einem Absatzrückgang geführt haben. "Wenn das zwei oder drei Jahre so weiter geht, dann werden wir das nicht überleben", erklärte im Agrarausschuss des Landtags, Adriane Schua, Vorsitzende des Dachvereins "Unser Land e.V.", der in zwölf Landkreisen Oberbayerns und Schwabens Regionalprodukte vermarktet. Immer mehr Erzeuger und Produktveredler würden sich schon jetzt zurückziehen oder aufgeben. "Alle kämpfen, sonst brechen uns die Strukturen für immer weg", berichtete sie.

Die Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Regionalbewegung als Dachorganisation der Regionalvermarkter, Ilonka Sindel, bestätigte die Entwicklung. Sie klagte über Kostensteigerungen, Umsatzeinbußen, Probleme beim Marktzugang und eine "alarmierende Anzahl" an Schließungen von Dorf- und Unverpacktläden sowie Kleinanbietern und lebensmittelnahen Handwerksbetrieben. Sie forderte als Sofortmaßnahme den Start einer landesweiten Regio-Kampagne in diesem Herbst. Zudem brauche es eine systematische Förderung der Initiativen und die bessere Vernetzung der Akteure. Bundesverbandsvize Hermann Kerler mahnte mehr Bewusstseinsbildung an. Verbraucher sollten die Vorteile und den Nutzen regionaler Produkte für die Umwelt und die regionale Wertschöpfung mehr wertschätzen. Mittelfristig riet er dazu, die örtliche Energieerzeugung in die Regionalvermarktung zu integrieren.

Als einen der wichtigsten Ansatzpunkte nannte Sindel die Bündelung der verschiedenen Förderinstrumente. Das System sei "extrem zersplittert". Derzeit gebe es 103 Förderprogramme von 94 verschiedenen Mittelgebern. Sindel sprach sich neben klareren Strukturen auch für die Einrichtung von "Förderlotsen" an den Bezirksregierungen aus. Schlankere Verfahren würden auch zu einer schnelleren Mittelbewilligung führen. Erhebliches Potenzial für den Absatz regionaler Produkte sah Sindel in Kantinen und Gemeinschaftsverpflegungen. Hier versuche der Bundesverband neuerdings regionale Anbieterstrukturen zu schaffen, um Großküchen gesichert und mit den nötigen Produkten beliefern zu können. Oft scheitere aber auch hier der Zuschlag an den Kosten. Sindel empfahl eine Einstiegsförderung und Anreizsysteme.

 
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