Der Abbau bürokratischer Hürden, schnellere Genehmigungsverfahren und die Förderung von Speichertechnologien sind nach weitgehend übereinstimmender Expertenansicht die Schlüssel zur Beschleunigung der Energiewende im Strombereich. Das wurde bei einer Fachanhörung im Wirtschaftsausschuss des Landtags deutlich. Lediglich zwei der elf geladenen Fachleute hielten die auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien basierenden Energiewende für einen falschen Weg und plädierten für eine Rückkehr zur Atomkraft.
Der Geschäftsführer des Unternehmens "Energiebauern GmbH", Sepp Bichler, nannte als aktuelles Hauptproblem die "explodierenden Netzentgelte". Nötig seien der rasche Ausbau der Stromnetze mit Blick auf die immer dezentralere Stromerzeugung und die Errichtung großer Stromspeicher, um den tagsüber im Übermaß anfallenden Solarstrom zeitversetzt in die Netze einspeisen zu können. Zudem sei ein besseres Stromverbrauchsmanagement erforderlich, sagte Bichler.
Fortschritte beim Trassenbau
Der Programmdirektor Süd-West des Stromnetzbetreibers TenneT, Andreas Herath, begrüßte den neuen Schwung beim Netzausbau in Bayern. "Von der Monstertrasse zum Heimatnetz - da hat sich einiges geändert in der bayerischen Regierungspolitik", stellte er fest. Es brauche aber weitere Beschleunigungen.
So plädierte er für den Verzicht auf Raumordnungsverfahren für den Neubau von Leitungen, wenn diese als Ersatz bestehender errichtet würden. Andreas Kießling vom Versorger "Bayernwerk" ergänzte, aus seiner Sicht gebe es keine Notwendigkeit für ein Genehmigungsverfahren, wenn auf bestehende Masten eine zusätzliche Leitung verlegt werde.
Und immer wieder 10H
Auch die Stromerzeuger klagten über zu viel Bürokratie und zu lange Genehmigungsverfahren. So verwies Bernd Wust, Landesvorsitzender des Vereins WindEnergie, auf die schleppende Ausweisung neuer Flächen für Windkraftanlagen. Viele Windkraftprojekte seien in Planung, die Umsetzung verzögere sich aber wegen des Rückstands bei der Ausweisung von Standorten. In diesem Zusammenhang forderte Wust die vollständige Abschaffung der zuletzt nur gelockerten 10H-Abstandsregel.
Mehr Planungssicherheit mahnte zudem Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, für seine Branche an. Hier müssten vor allem bundesrechtliche Vorgaben geändert werden, um Anlagenbetreiber nicht in die Aufgabe zu drängen.
Aus Sicht der Planungsbehörden forderte der Tölzer Landrat Josef Niedermaier als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Regionalen
Planungsverbände klarere Planungsvorgaben von Bund und Land. Das Regelungsermessen führe zum einen dazu, dass die Genehmigungsbehörden Bescheide nur mit möglichst strengen Auflagen erließen, um sich juristisch nicht angreifbar zu machen. Björn Peters, Geschäftsführer einer von ihm gegründeten Beratungsagentur für Energiewirtschaft, bezeichnete die Ziele der Energiewende allein mit dem Ausbau erneuerbarer Energien für nicht erreichbar. Dies gelte vor allem für die Versorgungssicherheit und die Preisstabilität. "Ohne Kernenergie ist die Energiewende nicht zu schaffen", sagte er.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.